MENSCHENRECHTE VERSTEHEN - ETC Graz
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gung. Menschen werden ihr Verhalten ändern,<br />
wenn sie die Gefahren und Würdelosigkeit gefährlicher<br />
Praktiken verstehen und realisieren,<br />
dass sie solche Praktiken aufgeben können,<br />
ohne dadurch wirklich bedeutsame Aspekte<br />
ihrer Kultur preiszugeben.“<br />
(http://www.unfpa.org/swp/1997/box16.htm).<br />
4. Durchsetzung und Überwachung<br />
Das Menschenrecht auf Gesundheit:<br />
Achtung, Schutz und Verwirklichung<br />
Die Verantwortlichkeit von Regierungen, den<br />
Mitgliedern ihrer Gesellschaften den höchsten<br />
erreichbaren Gesundheitsstandard zu<br />
sichern, resultiert in einer Reihe von Verpflichtungen.<br />
Die Verpflichtung, das Menschenrecht<br />
auf Gesundheit zu respektieren,<br />
bedeutet, dass der Staat nicht in dieses Recht<br />
eingreifen oder es verletzen darf. Ein Beispiel<br />
wäre die staatliche Weigerung, bestimmten<br />
Gruppen wie etwa ethnischen Minderheiten<br />
oder Häftlingen Gesundheitsvorsorge zukommen<br />
zu lassen oder diese willkürlich zu<br />
verweigern, wie im Fall von Frauen, die nicht<br />
von männlichen Ärzten behandelt werden<br />
dürfen, während die Versorgung mit weiblichen<br />
Ärztinnen nicht gewährleistet ist. Das<br />
Recht auf Gesundheit zu schützen bedeutet,<br />
dass der Staat nichtstaatliche AkteurInnen an<br />
jeder Beeinträchtigung des Menschenrechts<br />
hindern muss. Ein Beispiel dafür wäre die<br />
Verhinderung der Entsorgung von toxischen<br />
Abfällen über die Wasserversorgung. Im Falle<br />
einer Gesetzesübertretung muss der Staat<br />
den Betroffenen eine Form von Entschädigung<br />
gewähren. Dies bedeutet auch, dass<br />
der Staat dazu verpflichtet ist, notwendige<br />
und angemessene Gesetze wie beispielsweise<br />
zur Regelung und Überwachung der Bewirtschaftung<br />
toxischer Abfälle zu erlassen.<br />
Verwirklichung des Rechts auf Gesundheit<br />
RECHT AUF GESUNDHEIT<br />
bedeutet, dass der Staat aktiv den Zugang<br />
zur Gesundheitsvorsorge sichern muss, beispielsweise<br />
sollte der Bevölkerung eine ausreichende<br />
Anzahl von Krankenhäusern zur<br />
Verfügung stehen und diese Spitäler sich in<br />
ihren Dienstleistungen an den Bedürfnissen<br />
der Bevölkerung orientieren. Der Staat sollte<br />
Standort, Dienstleistungen und Anforderungen<br />
von Krankenhäusern bekannt machen.<br />
Dies kann nicht sichergestellt werden, wenn<br />
die Gesundheitsvorsorge ausschließlich auf<br />
den privaten Sektor verwiesen ist.<br />
Einschränkungen des Menschenrechts<br />
auf Gesundheit<br />
Einige Menschenrechte sind so grundlegend,<br />
dass sie niemals eingeschränkt werden können,<br />
beispielsweise das Recht auf Freiheit<br />
von Folter und Sklaverei, das Recht auf ein<br />
faires Verfahren oder die Gedankenfreiheit.<br />
Andere Menschenrechte können dann eingeschränkt<br />
werden, wenn das Gemeinwohl<br />
Vorrang hat. Der Schutz des Rechts auf Gesundheit<br />
im Sinne der öffentlichen Gesundheit<br />
wurde vom Staat als Anlass verwendet,<br />
andere Menschenrechte einzuschränken. Im<br />
Versuch, die Ausbreitung von Infektionskrankheiten<br />
zu verhindern, wurden oft andere<br />
Freiheiten begrenzt. Die Einschränkung<br />
der Bewegungsfreiheit, die Einrichtung von<br />
Quarantänen oder die Isolation von Menschen<br />
sind Maßnahmen, die gesetzt wurden,<br />
um die Ausbreitung schwerer Infektionskrankheiten<br />
wie etwa Ebola oder Tuberkulose<br />
zu verhindern. Diese Maßnahmen waren<br />
zeitweise übertrieben. Um zu verhindern,<br />
dass Menschenrechte im Namen der öffentlichen<br />
Gesundheit verletzt werden, dürfen<br />
restriktive Maßnahmen von Seiten der Regierung<br />
nur als letztes Mittel gesetzt werden.<br />
Die Syracuse-Prinzipien bieten einen genau<br />
definierten Rahmen für die Einführung von<br />
restriktiven Maßnahmen:<br />
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