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MENSCHENRECHTE VERSTEHEN - ETC Graz

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246 RECHT AUF BILDUNG<br />

rung des Rechts auf Bildung führen. Das<br />

Recht auf das Wissen um die eigenen<br />

Rechte durch Menschenrechtsbildung<br />

und Lernen kann einen lebenswichtigen<br />

Beitrag zur Menschlichen Sicherheit leisten.<br />

Durch Bildung über und Erlernen<br />

von Menschenrechten und humanitärem<br />

Recht können die Menschenrechtsverletzungen<br />

in bewaffneten Konflikten verhindert<br />

und ein sozialer Wiederaufbau<br />

nach einem Konflikt erleichtert werden.<br />

Bildung ist mehr als das Erlernen von Lesen,<br />

Schreiben oder Rechnen. Der lateinische Ursprung<br />

des Wortes (educare) bedeutet wörtlich:<br />

„jemanden hinausführen“.<br />

Das Menschenrecht auf Bildung umfasst die<br />

Möglichkeit und den Zugang zu primärer, sekundärer<br />

und tertiärer Bildung. obwohl das<br />

Recht auf Bildung ein breiteres Konzept umfasst,<br />

befasst sich dieses Modul hauptsächlich<br />

mit der primären oder der Grundbildung, da<br />

einem sehr großen Anteil der Weltbevölkerung<br />

sogar die Grundlagen des lebenslangen<br />

Lernens vorenthalten werden.<br />

Das Menschenrecht auf Bildung, wie es in der<br />

AEMR der Vereinten Nationen beschrieben ist,<br />

verlangt eine kostenlose und verpflichtende<br />

Grundschulbildung. Die Staaten interpretieren<br />

diese Verpflichtung jedoch unterschiedlich. In<br />

Europa, Nordamerika, Australien und manchen<br />

Teilen Südasiens umfasst die „Grundbildung“<br />

die komplette Sekundarbildung;<br />

hingegen haben etwa 20 Länder weltweit<br />

überhaupt kein spezielles Alter für die Pflichtschulbildung<br />

festgelegt.<br />

Geschichtliche Entwicklung<br />

Vor dem Zeitalter der Aufklärung lag in<br />

Europa Bildung hauptsächlich in der<br />

Verantwortung der Eltern und der Kirche.<br />

Erst mit dem Entstehen des modernen<br />

Säkularstaates wurde Bildung als öffentliche<br />

Angelegenheit und Verpflichtung<br />

des Staates angesehen. Zu Beginn des<br />

16. und 17. Jahrhunderts trugen die Philosophen<br />

John Locke und Jean Jacques<br />

Rousseau in ihren Schriften wesentlich<br />

zum modernen Verständnis des individuellen<br />

Rechts auf Bildung bei.<br />

Zum Vergleich enthielten klassische Bürgerrechtsinstrumente<br />

wie die englische<br />

Bill of Rights von 1689, die Virginia Declaration<br />

of Rights von 1776, die Amerikanische<br />

Unabhängigkeitserklärung von<br />

1776 oder die Französische Erklärung der<br />

Menschen- und Bürgerrechte von 1789<br />

keine Abschnitte, die sich speziell mit<br />

dem Recht auf Bildung befassten. Mit<br />

der Entstehung liberaler und sozialistischer<br />

Bewegungen des 19. Jahrhunderts<br />

wurde Bildung wieder zum zentralen Bestandteil<br />

der Menschenrechte.<br />

Die liberalen und antiklerikalen Strömungen<br />

beeinflussten auch die Definition<br />

der Bildungsrechte, die zum Schutz<br />

und der Förderung der Idee der Freiheit<br />

der Wissenschaften, der Forschung und<br />

der Lehre formuliert wurden, um der<br />

Macht der Kirche und des Staates entgegen<br />

zu wirken.<br />

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

wurden die Bildungsrechte ausdrücklich<br />

anerkannt. Die Verfassung des<br />

Deutschen Reiches von 1871 beinhaltete<br />

im Kapitel über „Die Grundrechte des<br />

deutschen Volkes“ auch das Recht auf<br />

Bildung. In ähnlicher Weise enthielt die<br />

Weimarer Reichsverfassung von 1919 ein

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