24.08.2013 Aufrufe

MENSCHENRECHTE VERSTEHEN - ETC Graz

MENSCHENRECHTE VERSTEHEN - ETC Graz

MENSCHENRECHTE VERSTEHEN - ETC Graz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Jugoslawien beschloss die internationale<br />

Gemeinschaft zu handeln: Es wurden zwei<br />

Ad-hoc-Tribunale errichtet, um die fürchterlichsten<br />

Verbrechen, die sich während der<br />

Kriege und bewaffneten Konflikte ereigneten,<br />

zu verurteilen. obwohl die Tribunale ihre<br />

Aufgabe bis jetzt sehr erfolgreich erledigt haben,<br />

wurden sie aus verschiedensten Gründen<br />

kritisiert. Kritikpunkte waren unter anderem<br />

die behauptete Illegalität der Tribunale, Unsicherheiten<br />

bezüglich der Verfahrensregeln (da<br />

die RichterInnen diese, wenn nötig, ändern<br />

können), das Fehlen von Entschädigungen<br />

für fälschlich Verdächtigte oder Voreingenommenheit<br />

gegen Angeklagte. Aus diesen Mängeln<br />

lernte die Internationale Gemeinschaft<br />

und ging bei der Schaffung des Internationalen<br />

Strafgerichtshofs anders vor.<br />

Den Mitgliedsstaaten des Römischen Statutes<br />

des Internationalen Strafgerichtshofes wurde<br />

mehr Verantwortung belassen, und es wurde<br />

mehr Bedacht auf die Grundsätze eines fairen<br />

Verfahrens gelegt. So wurden zum Beispiel<br />

Entschädigungszahlungen für zu Unrecht inhaftierte<br />

und verurteilte Personen (Art. 84 des<br />

Römischen Statutes) und Schutzbestimmungen<br />

für opfer und ZeugInnen (Art. 68 des Römischen<br />

Statutes) eingeführt.<br />

Schiedsgerichtsverfahren und Mediation<br />

Um Gerichte zu entlasten und Gerichtsverfahren<br />

zu verkürzen, engagieren sich immer<br />

mehr Staaten in alternativen Streitbeilegungsmaßnahmen<br />

(Mediation und Schiedsgerichtsverfahren).<br />

Ein weiterer Grund ist die<br />

Möglichkeit der Schaffung von „Win-Win-<br />

Situationen“, die für alle Parteien akzeptable<br />

Lösungen bieten. Besonders US-Gerichte sind<br />

der Bewältigung der Anzahl der Verfahren innerhalb<br />

einer annehmbaren Zeit immer weniger<br />

gewachsen.<br />

Während Gerichtsverfahren die Entscheidung<br />

über juristische Ansprüche zum Ziel haben,<br />

RECHTSSTAATLICHKEIT UND FAIRES VERFAHREN<br />

berücksichtigt die Mediation die Anliegen und<br />

Interessen aller Parteien und kann somit bessere<br />

Ergebnisse in geschäftlichen, familiären und<br />

nachbarschaftlichen Beziehungen erbringen.<br />

Die Mediation ermöglicht den Parteien die<br />

einvernehmliche Beilegung ihres Streites mit<br />

Hilfe einer/s Dritten. Ein Schiedsgerichtsverfahren<br />

ist die Klärung eines Streites durch<br />

eine Entscheidung einer/s Schiedsrichters/<br />

Schiedsrichterin, welche für die Parteien bindend<br />

ist.<br />

Viele Länder verlangen im Vorverfahren zwingend<br />

eine Mediation. Bietet die Mediation<br />

keine Lösung, kommt es zu einem Gerichtsverfahren.<br />

In den USA und Australien finden<br />

regelmäßig so genannte „Einigungswochen“<br />

statt. Während dieser Zeit kommt es zur Mediation<br />

aller gerichtsanhängigen Fälle. Und<br />

tatsächlich wird eine große Anzahl von Fällen<br />

erfolgreich gelöst (zum Beispiel bis zu 70%<br />

im US-Staat ohio). Man kann aber auch argumentieren,<br />

dass den Parteien dadurch der<br />

Zugang zum Gericht verwehrt wird, da die<br />

Alternative eines zeit- und kostenintensiven<br />

Gerichtsverfahrens einen gewissen Druck zur<br />

Findung einer Lösung schafft.<br />

Erhöhte Publizität von<br />

Gerichtsverhandlungen<br />

Während der letzten Jahre wurde „Reality-<br />

Fernsehen“ sehr populär. Von Verfolgungsjagden<br />

mit Polizeiautos bis zu Überlebensshows<br />

und dem täglichen Leben in Wohngemeinschaften<br />

– fast alles kann heutzutage (live) im<br />

Fernsehen verfolgt werden. Auch Gerichtsverfahren<br />

im Fernsehen haben ihre eigene, ziemlich<br />

große, Fangemeinde. Gleichgültig, ob als<br />

Live-Gerichtsverfahren oder Fernsehdrama:<br />

Gerechtigkeit kann jetzt auf der Couch zusammen<br />

mit Bier und Chips genossen werden.<br />

Dadurch entstehen einige kritische ethische<br />

Fragen. Während einerseits das Prinzip der Öf-<br />

213

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!