MENSCHENRECHTE VERSTEHEN - ETC Graz
MENSCHENRECHTE VERSTEHEN - ETC Graz
MENSCHENRECHTE VERSTEHEN - ETC Graz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
dem Rückzug, sondern haben sich weiter<br />
entwickelt, und ihre Grausamkeit und Unmenschlichkeit<br />
hat sich damit gesteigert. Eine<br />
beträchtliche Anzahl der heute verwendeten<br />
Foltermethoden hinterlässt keine oder kaum<br />
noch sichtbare Spuren am Körper, hat aber<br />
statt dessen schädliche Auswirkungen auf die<br />
inneren organe des opfers und auf seine psychische<br />
Gesundheit. Generell lassen sich Foltermethoden<br />
in zwei große Gruppen einteilen:<br />
physische und psychische Methoden.<br />
Physische Folter: Sie verursacht extreme<br />
Schmerzen und exzessives Leiden beim opfer.<br />
In ihrer grausamsten Form kann sie zu Verstümmelung,<br />
Verunstaltungen oder dauerhaften<br />
Verletzungen führen. Die am häufigsten<br />
angewandten Foltermethoden sind Schläge mit<br />
der Peitsche, mit metallenen objekten, Steinen,<br />
Kabeln und Schlagstöcken sowie Treten<br />
und gegen die Wand Stoßen. Die so genannte<br />
„falaka“- oder „phalange“-Methode (das<br />
brutale Schlagen der nackten Fußsohlen des<br />
opfers) wird fast genauso häufig angewandt<br />
wie die Elektroschockmethode, Bedrohung<br />
mit Erstickung, Verbrennen mit glühenden Zigaretten,<br />
oder das opfer wird extremer Hitze<br />
oder Kälte ausgesetzt.<br />
Psychische Folter: Sie beinhaltet zum einen<br />
Entzugs- und Erschöpfungstechniken, wie<br />
zum Beispiel den Entzug von Nahrung, Wasser,<br />
Schlaf und Zugang zu sanitären Einrichtungen<br />
oder den Entzug von Kommunikation<br />
durch Einzelhaft oder das Abschneiden jeglichen<br />
Kontaktes zu anderen Häftlingen bzw.<br />
der Außenwelt. Des weiteren gibt es Zwangs-<br />
und Einschüchterungstechniken – so ergänzen<br />
Methoden wie die erzwungene Anwesenheit<br />
bei der Folter anderer Personen, die Androhung<br />
der Exekution oder sogar die simulierte<br />
Exekution, andauernde Demütigungen und<br />
Terrorisierungen, die Bandbreite psychischer<br />
Folter. Darüber hinaus wird sehr oft sexuelle<br />
Gewalt als Mittel der physischen und psychischen<br />
Entmündigung des opfers angewandt.<br />
VERBoT DER FoLTER<br />
Alle diese Foltermethoden stellen jedenfalls<br />
gravierende Verletzungen der menschlichen<br />
Würde und Verletzungen der Menschenrechte<br />
des opfers dar. Eine Welt frei von Folter würde<br />
eine Welt frei von bewusster Zufügung von<br />
Schmerz und frei von der Verwendung dieser<br />
grausamen Mittel durch Menschen anderen<br />
Menschen gegenüber bedeuten.<br />
Motive für Folter –<br />
warum wird Folter praktiziert?<br />
Die Motive für Folter unterscheiden sich im<br />
Allgemeinen stark, aber der Ausgangspunkt<br />
ist häufig ein vorsätzlicher und zielgerichteter<br />
Antrieb. Der Wunsch, Macht zu demonstrieren<br />
oder Schwächen zu verbergen, führt sehr<br />
oft zu Folter oder ernsten Formen von grober<br />
Misshandlung. In verschiedensten Epochen<br />
der Geschichte wurde Folter zur Machterhaltung<br />
und Kontrolle eingesetzt, sowie um Stärke<br />
zu demonstrieren gegenüber Gegnern und<br />
jenen, die progressive Ideen vertraten und damit<br />
implizit die Autorität und das herrschende<br />
Regime bedrohten. Demnach wurde und<br />
wird Folter häufig als Werkzeug politischer<br />
Unterwerfung und Unterdrückung, als Strafe,<br />
als Rache sowie zur Ruhigstellung politischer<br />
Gegner angewandt. Traditionellerweise wird<br />
Folter und grobe Misshandlung darüber hinaus<br />
eingesetzt, um Informationen zu erhalten<br />
und Geständnisse zu erzwingen, wohl wissend,<br />
dass Geständnisse, die unter Nötigung<br />
und physischem Zwang zustande kommen,<br />
einen – falls überhaupt – fragwürdigen Wahrheitsgehalt<br />
aufweisen. Grausame und erniedrigende<br />
Behandlungen werden auch praktiziert,<br />
um Menschen einzuschüchtern, zu ängstigen,<br />
zu bedrohen und zu entmenschlichen, in der<br />
Absicht sie zu demütigen, ihnen ein Gefühl der<br />
Nutzlosigkeit und der Minderwertigkeit zu vermitteln<br />
und um letztlich ihre Persönlichkeit zu<br />
zerstören. All diese Akte, denen verschiedene<br />
Motive zu Grunde liegen, haben jedenfalls eine<br />
tiefgehende und lang anhaltende Auswirkung<br />
77