MENSCHENRECHTE VERSTEHEN - ETC Graz
MENSCHENRECHTE VERSTEHEN - ETC Graz
MENSCHENRECHTE VERSTEHEN - ETC Graz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
dass menschliche Armut mehr ist als über<br />
das Einkommen definierte Armut.<br />
• Das Büro des Hochkommissars für Menschenrechte<br />
sieht Armut aus der menschenrechtlichen<br />
Perspektive als „einen<br />
menschlichen Zustand, der gekennzeichnet<br />
ist durch einen dauerhaften Mangel an Alternativen<br />
und Sicherheit sowie durch einen<br />
Mangel an Möglichkeiten, einen adäquaten<br />
Lebensstandard und andere grundlegende<br />
zivile, kulturelle, wirtschaftliche, politische<br />
und soziale Rechte zu genießen“.<br />
• Im Richtlinienentwurf „ A Human Rights<br />
Approach to Poverty Reduction Strategies“<br />
des Hochkommissars für Menschenrechte,<br />
publiziert von der Weltbank 2003, wird Armut<br />
als eine „extreme Form des Mangels“<br />
gesehen. Der Bericht empfiehlt, dass nur<br />
jene fehlenden Möglichkeiten als Armut<br />
zählen sollen, die in irgendeiner Form als<br />
prioritär erachtet werden können. Diese<br />
können natürlich in verschiedenen Gesellschaften<br />
abweichend definiert sein, jedoch<br />
sind ausreichende Ernährung, ein langes<br />
Leben, eine angemessene Unterbringung,<br />
grundlegende Bildung, Sicherheit, Zugang<br />
zur Justiz und das Teilnehmen am Gemeinschaftsleben<br />
in allen Gesellschaften als prioritär<br />
zu werten.<br />
Debatten über die Bewertung der Armut halten<br />
an, aber die Komplexität des menschlichen<br />
Lebens bedeutet, dass Armut immer<br />
auf der Suche nach einer Definition bleiben<br />
wird. Verletzlichkeit und Mangel, als extrem<br />
subjektive Begriffe, können nicht auf einen<br />
universell anwendbaren, starren Rahmen beschränkt<br />
werden.<br />
Dimensionen der Armut<br />
Das Phänomen der Armut wird abhängig von<br />
den verschiedenen wirtschaftlichen, sozialen,<br />
kulturellen und politischen Bedingungen unterschiedlich<br />
verstanden. Um einen Schritt<br />
FREIHEIT VoN ARMUT<br />
voranzukommen, sollten wir nun versuchen,<br />
die Wörter, die in den Definitionen der Armut<br />
verwendet werden (z.B. Justiz, Verletzbarkeit,<br />
Würde, Sicherheit, Möglichkeiten, etc.), in Beziehung<br />
zu Themen des realen Lebens zu setzen.<br />
Das hilft die verschiedenen Dimensionen<br />
der Armut zu erklären.<br />
Existenz – Verweigerung des Zuganges zu<br />
Land, Wäldern, Wasser – z.B. erlauben es<br />
staatliche Forstgesetze indigenen Völkern in<br />
ländlichen Gebieten nicht, die ihnen rechtmäßig<br />
zustehenden Nahrungsmittel und das<br />
Futter zu sammeln. Im urbanen Kontext benötigt<br />
die Stadt ArbeiterInnen vom Land,<br />
übernimmt aber keine Verantwortung für<br />
deren Unterkunft, Gesundheitsfürsorge und<br />
Bildungsbedürfnisse und drängt sie so weiter<br />
in die Verwundbarkeit und Unsicherheit. Diskriminierungen<br />
auf Grund von Gesellschaftsklasse,<br />
ethnischer Zugehörigkeit und „Rasse“<br />
waren auch dafür maßgeblich dafür, Gruppen<br />
den Zugang zu natürlichen Ressourcen, die<br />
für ihren Lebensunterhalt und damit für ihr<br />
Menschenrecht auf ein Leben in Würde notwendig<br />
sind, zu verweigern.<br />
Recht auf Arbeit<br />
Grundbedürfnisse – Verweigerung von Nahrung,<br />
Bildung, gesundem Leben und Unterkunft.<br />
So treibt z.B. die Kommerzialisierung<br />
von Wasser, Elektrizität, Schulen und Krankenhäusern<br />
die Preise von notwendigen Dienstleistungen<br />
über die Möglichkeiten von Armen<br />
hinaus in die Höhe und zwingt diese, ihre wenigen<br />
Besitztümer zu verkaufen und ein unmenschliches<br />
Leben zu leben, was sie letztlich<br />
des Rechts auf ein Leben in Würde beraubt.<br />
Recht auf Gesundheit, Recht auf<br />
Bildung<br />
Gerechtigkeit – Verweigerung von Gerechtigkeit<br />
an sich oder zeitgemäßer Gerechtigkeit,<br />
z.B. können Arme in vielen Ländern keinen<br />
101