MENSCHENRECHTE VERSTEHEN - ETC Graz
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man zum Beispiel an die Verbreitung von rassistischer<br />
oder fremdenfeindlicher Propaganda<br />
oder auch von Kinderpornographie. Dies wirft<br />
die Frage auf, wie das empfindliche Gleichgewicht<br />
zwischen Meinungsäußerungsfreiheit<br />
und Bewahrung der legitimen Interessen<br />
eines demokratischen Staates gefunden und<br />
geschützt werden kann. Da das Internet von<br />
Natur aus keine (Staats-)Grenzen kennt, liegen<br />
die Antworten in diesem Bereich hauptsächlich<br />
auf internationaler Ebene. Der Europarat<br />
hat in seiner Konvention gegen Internetkriminalität<br />
von 2001 auch Kinderpornographie als<br />
Straftatbestand erfasst und versucht, die Rolle<br />
des nationalen Strafrechtes und die internationale<br />
Zusammenarbeit bei der Verfolgung<br />
solcher Verbrechen zu stärken. Ein Zusatzprotokoll<br />
zur Bekämpfung von rassistischen<br />
und fremdenfeindlichen Inhalten im Internet<br />
wurde 2003 angenommen. Die Konvention ist<br />
2004 in Kraft getreten. Sie ist auch für Nichtmitglieder<br />
des Europarates offen und hatte am<br />
1. Juli 2008 21 Vertragsparteien, während das<br />
Zusatzprotokoll 11 Ratifikationen aufwies.<br />
Das zweiteilige Weltgipfeltreffen der Vereinten<br />
Nationen zur Informationsgesellschaft in<br />
Genf 2003 und in Tunis 2005 beschäftigte sich<br />
ebenfalls mit verschiedenen menschenrechtlichen<br />
Aspekten des Zeitalters der Kommunikation,<br />
das man auch das „digitale Zeitalter“<br />
nennt. Ein wesentlicher Aspekt der Meinungsäußerungsfreiheit<br />
ist das Problem des Zugangs<br />
zur Informationsinfrastruktur, zu Telekommunikation<br />
und Internet ( Was man wissen<br />
sollte). Mit Hilfe eines Aktionsplanes soll die<br />
Wissenskluft zwischen Menschen, die Zugang<br />
zu den neuen Medien haben, und solchen,<br />
die darüber nicht verfügen, der sogenannte<br />
„digitale Graben“ (digital divide) geschlossen<br />
werden. Ein fehlender Zugang bedeutet eine<br />
Einschränkung der Meinungsäußerungsfreiheit,<br />
da das Internet für den Erhalt und die<br />
Verbreitung von Informationen und Ideen<br />
MEINUNGSÄUSSERUNGS- UND MEDIENFREIHEIT<br />
heute von unverzichtbarer Bedeutung ist.<br />
Der Weltgipfel über die Informationsgesellschaft<br />
zeigte, dass es einen dahinter stehenden<br />
Konflikt zwischen einem technologischen<br />
und einem auf Werte bzw. auf die Menschenrechte<br />
bezogenen Ansatz gibt. Die Schlussdokumente<br />
enthalten nur Hinweise auf die<br />
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.<br />
Die NGos steuerten jedoch eine „Erklärung<br />
über Menschenrechte, menschliche Würde<br />
und die Informationsgesellschaft“ bei (siehe<br />
http://www.pdhre.org/wsis/statement.doc).<br />
In dem seit 2006 jährlich tagenden Internet<br />
Governance Forum sind die Menschenrechte<br />
ein wichtiges Querschnittsthema. So wird<br />
z.B. in dynamischen Koalitionen – etwa jener<br />
zu Internet Rights – an menschenrechtlichen<br />
Richtlinien für das Internet gearbeitet.<br />
2. Inhalte und Bedrohungen<br />
Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist ein<br />
Rahmenrecht, das mehrere Elemente, wie zum<br />
Beispiel die Informationsfreiheit oder die Presse-<br />
und Medienfreiheit enthält. Es fußt auf der<br />
Meinungsfreiheit und ist eng mit ihr verbunden.<br />
Seine Reichweite geht vom Recht der/s Einzelnen,<br />
die eigene Meinung zu vertreten, bis zur<br />
institutionellen Freiheit der Medien. Die Meinungsfreiheit<br />
ist ein absolutes Menschenrecht,<br />
das nicht eingeschränkt werden darf, während<br />
das Recht auf freie Meinungsäußerung ein politisches<br />
Recht ist, das unter festgelegten Umständen<br />
beschränkt werden kann.<br />
Die Meinungsäußerungsfreiheit hat zwei<br />
Komponenten: Einerseits die Freiheit, seine<br />
Meinung auszudrücken, also Ansichten und<br />
Ideen jeder Art zu verbreiten, und andererseits<br />
das Recht, Information zu suchen und zu<br />
erhalten. Beide Ausformungen dieses Rechtes<br />
müssen auf jede Art – also durch das gesprochene<br />
Wort, in Schrift oder Druckwerken,<br />
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