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MENSCHENRECHTE VERSTEHEN - ETC Graz

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54 EINFÜHRUNG<br />

20. Jahrhunderts zu Schlüsselkonzepten der<br />

gemeinsamen europäischen Rechtsordnung.<br />

Eine wesentliche Rolle spielte dabei der Europäische<br />

Gerichtshof, der in Sachen Menschenrechte<br />

eine Rechtsprechung entwickelte,<br />

die von den gemeinsamen Verfassungstraditionen<br />

der Mitgliedsstaaten und den von diesen<br />

ratifizierten Abkommen wie der Europäischen<br />

Menschenrechtskonvention, abgeleitet wurde.<br />

Mehrere Grundrechte wurden auf diese Weise<br />

als „allgemeine Grundsätze des Gemeinschaftsrechts“<br />

konstruiert, wie z.B. das Recht<br />

auf Eigentum, die Vereinigungs- und Religionsfreiheit<br />

sowie der Gleichheitsgrundsatz,<br />

der im Gemeinschaftsrecht von besonderer<br />

Bedeutung ist.<br />

Seit den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts<br />

entwickelte die Europäische Gemeinschaft zudem<br />

eine Menschenrechtspolitik in ihren Beziehungen<br />

mit Drittstaaten, welche sich auch<br />

in den so genannten Kopenhagener Kriterien<br />

für die Anerkennung neuer Staaten in Südosteuropa<br />

widerspiegelte. Der Vertrag über die<br />

Europäische Union aus dem Jahr 1995 bezieht<br />

sich in Art. 6 und 7 ausdrücklich auf die Europäische<br />

Menschenrechtskonvention aus dem<br />

Jahr 1950, und nach Inkrafttreten des Reformvertrages<br />

von Lissabon soll die Europäische<br />

Union dieser Konvention auch beitreten.<br />

Im Jahr 2000 wurde ein Konvent einberufen,<br />

um die Grundrechtscharta der Europäischen<br />

Union zu verfassen, die im selben Jahr<br />

beim Gipfel in Nizza verabschiedet wurde.<br />

Zurzeit ist diese Charta das modernste Menschenrechtsdokument<br />

in Europa; sie umfasst<br />

bürgerliche und politische ebenso wie wirtschaftliche,<br />

soziale und kulturelle Rechte,<br />

ähnlich der AEMR. Mit Inkrafttreten des Reformvertrages<br />

von Lissabon wird sie einen<br />

rechtlich verbindlichen Charakter erlangen.<br />

Seit 1995 nimmt die EU Menschenrechtsklauseln<br />

in ihre bilateralen Abkommen auf, wie<br />

zum Beispiel das Abkommen von Cotonou,<br />

das Euromed-Abkommen oder die Stabilitäts-<br />

und Assoziierungsabkommen mit Ländern<br />

Südosteuropas.<br />

Die Europäische Union hat sowohl für ihre<br />

internen als auch für ihre internationalen<br />

Beziehungen eine Menschenrechtspolitik<br />

entwickelt, die einen Teil der Gemeinsamen<br />

Außen- und Sicherheitspolitik bildet. Der vom<br />

Rat der Europäischen Union veröffentlichte<br />

Jahresbericht über Menschenrechte spiegelt<br />

die Bedeutung dieser Menschenrechtspolitik<br />

für die Europäische Union wider. Der<br />

Rat nimmt öffentlich Stellung, wird aber auch<br />

hinter den Kulissen in einer fallorientierten<br />

Menschenrechtsdiplomatie aktiv und führt<br />

zusammen mit der Europäischen Kommission<br />

Menschenrechtsdialoge mit vielen Ländern<br />

wie etwa mit China und dem Iran. Das Europäische<br />

Parlament hat eine Führungsrolle<br />

bei der Berücksichtigung von Menschenrechten<br />

in der Tätigkeit der EU und veröffentlicht<br />

seit Anfang der 1990er-Jahre Jahresberichte<br />

über die Lage der Menschenrechte in der<br />

Welt und in der EU. Auf seine Initiative hin<br />

können NGo-Projekte auf dem Gebiet von<br />

Menschenrechten und Demokratie durch die<br />

Europäische Initiative für Demokratie und<br />

Menschenrechte (EIDHR) finanziell unterstützt<br />

werden. Die operative Durchführung<br />

liegt bei EuropeAid, im Auftrag der Europäischen<br />

Kommission, welche die politische<br />

Strategie festlegt. Schwerpunkte der Menschenrechtspolitik<br />

bilden der Kampf gegen die<br />

Folter und die Todesstrafe sowie die Kampagne<br />

für den Internationalen Strafgerichtshof.<br />

Im Jahr 2007 wurde die Europäische Agentur<br />

für Grundrechte (FRA) in Wien eröffnet.<br />

Sie baut auf der Europäischen Beobachtungsstelle<br />

für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit<br />

(EUMC) auf, die von der Europäischen<br />

Union als Antwort auf die wachsenden Pro-

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