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Möglichkeiten und Grenzen der Integrierten Fortbildung der Polizei ...

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nen in die Reihen <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> aufgenommen wurden. Diese Vietnamveteranen hat-<br />

ten während ihrer militärischen Ausbildung von einem neuartigen Trainingsprogramm<br />

„profitiert”. Während bis hin zum Zweiten Weltkrieg 75 bis 80 % <strong>der</strong> Soldaten<br />

nicht bereit <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Lage waren, auf einen exponierten Gegner zu schießen<br />

(auch wenn sie von diesem bedroht wurden), betrug im Vietnamkrieg die Rate <strong>der</strong><br />

Soldaten, die nicht auf ihre Gegner schossen, nur 5 %. (Grossmann 1995, S. 250)<br />

Erreicht wurde diese Verän<strong>der</strong>ung, indem man beim Training <strong>der</strong> Soldaten Programme<br />

einsetzte, die sich <strong>der</strong> operanten Konditionierung nach Skinner bedienten.<br />

Laut Skinner ist jedes Verhalten das Resultat vergangenen Lobes o<strong>der</strong> vergangener<br />

Strafen. Man ließ die Soldaten nicht mehr auf ringförmige Zielscheiben<br />

schießen, son<strong>der</strong>n auf Ziele, die reale Menschen darstellten. Diese Ziele erschienen<br />

plötzlich im Gesichtsfeld des Soldaten <strong>und</strong> verschwanden schnell wie<strong>der</strong>. Bei<br />

einem Treffer wurde <strong>der</strong> Soldat sofort durch das Umklappen <strong>der</strong> Scheibe belohnt,<br />

er konnte bei vielen Treffern aber zusätzlich auch auf an<strong>der</strong>e Art, z.B. mit Son<strong>der</strong>urlaub,<br />

belohnt werden. Wenn er nicht traf, musste er mit Strafen rechnen. Ziel<br />

dieses Trainings war ein Automatisierungsgrad <strong>der</strong> Handlungsabläufe, <strong>der</strong> jede<br />

ethische <strong>und</strong> rechtliche Überlegung vor <strong>der</strong> Schussabgabe unmöglich machte.<br />

Dass Skinner mit seiner Theorie, das jedes Kind eine „Tabula rasa” sei <strong>und</strong> man<br />

durch Lob <strong>und</strong> Strafe aus ihm alles möglich machen könne, wenigstens zum Teil<br />

Recht hatte, zeigte die Erhöhung <strong>der</strong> Tötungsrate vom Zweiten Weltkrieg zum<br />

Vietnamkrieg. Durch diese Trainingsprogramme gelang es, die den meisten Menschen<br />

eigene Tötungshemmung größtenteils zu überwinden. (Grossmann 1995,<br />

S. 313 f.)<br />

In den 70er Jahren kamen nun ehemalige Vietnamveteranen, die <strong>der</strong>artige Programme<br />

durchlaufen hatten, in den USA in großer Zahl zur <strong>Polizei</strong>. In <strong>der</strong> militärischen<br />

Schießausbildung waren ethische <strong>und</strong> rechtliche Aspekte außer Betracht<br />

gelassen worden. Die Soldaten waren darauf konditioniert, auftauchende Ziele<br />

sofort zu bekämpfen. Im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong>arbeit führte dieses Herangehen aber<br />

bald zu Problemen. Demzufolge mussten <strong>der</strong> Aspekt des „Nichtschießens” <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Schutz von Unbeteiligten im polizeilichen Training beson<strong>der</strong>s hervorgehoben<br />

werden, um die Wirkung des vorangegangenen militärischen Trainings wenigstens<br />

teilweise kompensieren zu können. Dieses Ziel wurde erreicht, indem das Schießen<br />

auf Unbeteiligte mit entsprechenden Sanktionen belegt wurde.<br />

192<br />

Online im Internet: http://www.die-bonn.de/doks/mussik0501.pdf

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