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Möglichkeiten und Grenzen der Integrierten Fortbildung der Polizei ...

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usw., die während eines Interviews bekannt werden, auch durch den interviewen-<br />

den <strong>Polizei</strong>beamten zur Anzeige gebracht werden. Bei Interviews vor an<strong>der</strong>en Po-<br />

lizeibeamten o<strong>der</strong> durch <strong>Polizei</strong>beamte wirkt zudem sehr stark die „cop-culture“.<br />

Die Befragten werden immer bestrebt sein, sich gemäß <strong>der</strong> polizeiinternen Wert-<br />

vorstellungen positiv darzustellen. Wenn das Interview in Anwesenheit unmittelba-<br />

rer Kollegen o<strong>der</strong> gar des eigenen Vorgesetzten stattfindet, ist auch die Bereit-<br />

schaft, eigene Fehler einzugestehen, nur sehr gering.<br />

Entsprechende Erfahrungen wurden auch bei anonymen <strong>und</strong> vertraulichen Interviews<br />

von <strong>Polizei</strong>beamten durch externe Kräfte im Rahmen soziologischer Untersuchungen<br />

gemacht:<br />

„Aus einigen expliziten Verweigerungen [...] ging hervor, dass man eine kriminalistische<br />

Bewertung des Verhaltens <strong>der</strong> Befragten in <strong>der</strong> betreffenden Angriffsituation<br />

befürchtete. Diese Bedenken waren durch Hinweise auf die kriminologischsoziologische<br />

Schwerpunktsetzung des Projekts <strong>und</strong> die in jedem Falle gewährleistete<br />

Anonymität nicht zu entkräften. Die Argumente <strong>der</strong> Beamtinnen <strong>und</strong> Beamten<br />

bezogen sich vor allem auf die mögliche Identifikation <strong>der</strong> Fälle aufgr<strong>und</strong><br />

außergewöhnlicher <strong>und</strong> damit markanter Tatumstände.“ (Ohlemacher, Rüger,<br />

Schacht u.a. 2003, S. 49)<br />

Selbst wenn die Interviews durch externe Kräfte durchgeführt werden - die keinem<br />

Strafverfolgungszwang unterliegen - können also die Bedenken <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong>beamten<br />

nicht vollkommen ausgeräumt werden. Weiterhin fehlt externen Interviewern<br />

oft die nötige Sachkenntnis, um die wesentlichen, fortbildungsrelevanten Punkte<br />

des Sachverhaltes zu erkennen. Misstrauen ist eine berufsbedingte Eigenschaft<br />

von <strong>Polizei</strong>beamten (vgl. 2.4) <strong>und</strong> damit nur schwer abbaubar. Gerade bei herausragenden,<br />

beson<strong>der</strong>s interessanten Ereignissen ist die Anonymisierbarkeit nicht<br />

gewährleistet, da sich diese in <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> des ganzen Landes schnell herumsprechen.<br />

Interviewt man <strong>Polizei</strong>beamte nach einem abgeschlossenen Ermittlungsverfahren,<br />

so muss man einen zeitlichen Abstand zum Ereignis von oft 1,5 bis 2 Jah-<br />

re in Kauf nehmen. Damit ist ein aktueller Bezug nicht mehr gewährleistet.<br />

Trotz aller Schwierigkeiten bleibt das Interview von <strong>Polizei</strong>beamten, die in kritischen<br />

Situationen waren, ein wichtiges Instrument zur Herausarbeitung von Realsituationen<br />

für die Nutzung im IF-Seminar. Es kann innerhalb des Seminars selbst<br />

Online im Internet: http://www.die-bonn.de/doks/mussik0501.pdf<br />

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