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Möglichkeiten und Grenzen der Integrierten Fortbildung der Polizei ...

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anstrengungslos‘ erlebt. Bei den „sek<strong>und</strong>ären Automatismen” handelt es sich um<br />

erlernte, durch extensives Üben erworbene Automatismen. Sie unterscheiden sich<br />

von den einfach als „Automatismen” bezeichneten, selbständig ablaufende Organ-<br />

funktionen, wie <strong>der</strong> Herztätigkeit, bzw. spontan ablaufenden Vorgängen o<strong>der</strong> Be-<br />

wegungen, die nicht vom Bewusstsein o<strong>der</strong> Willen beeinflusst werden <strong>und</strong> den<br />

„primären Automatismen”, die genetisch fixiert sind. (Daugs, Igel 1998, S. 1) Das<br />

Antrainieren von „sek<strong>und</strong>ären Automatismen” ermöglicht es, die Reaktionszeiten<br />

erheblich zu senken. So beträgt die einfache Reaktionszeit („simple RT”) 120 bis<br />

180 msec. Durch extensives Üben können jedoch schnelle Reaktionszeiten („fast<br />

RTs”), von 80 bis 120 msec erreicht werden. Hier handelt es sich um hoch geübte<br />

<strong>und</strong> antizipierte Reaktionen. (Daugs, Igel 1998, S. 2) In polizeilichen Einsatzsitua-<br />

tionen, die z.B. den Schusswaffeneinsatz erfor<strong>der</strong>lich machen, können diese Milli-<br />

sek<strong>und</strong>en Differenz lebensrettend sein.<br />

Sek<strong>und</strong>äre Automatismen sind deshalb für den Einsatz in Stresssituationen so<br />

wichtig, weil sie nur noch (o<strong>der</strong> vor allem) für ihre Initiierung Aufmerksamkeit erfor<strong>der</strong>n.<br />

Wurden sie einmal ausgelöst, so verlaufen sie weitgehend automatisch.<br />

Die Bewegungen „gehen wie von selbst”, „ohne eigenes Zutun” <strong>und</strong> sind vom subjektiven<br />

Erleben her durchaus mit Reflexen vergleichbar, was zu einer deutlichen<br />

Entlastung in Einsatzsituationen führt. Die durch sek<strong>und</strong>äre Automatismen ermöglichte<br />

Entlastung des Bewusstseins erlaubt eine zunehmende Hinwendung zu übergreifenden<br />

handlungsstrategischen <strong>und</strong> –taktischen Aspekten. Weiterhin erfolgt<br />

„eine zunehmende Stabilisierung im Sinne einer erhöhten Störresistenz bei gleichzeitiger<br />

Entwicklung ‚variabler Verfügbarkeit‘”. Allerdings sind „sek<strong>und</strong>äre Automatismen<br />

[...] kaum noch aufzubrechen o<strong>der</strong> modifizierbar. Automatisierte Bewegungsfehler<br />

sind i.d.R. ‚hoffnungslos resistent‘.” (Daugs 1993, S. 40 ff.) Daraus<br />

ergibt sich eine hohe Verantwortung für den IF-Trainer, die Herausbildung von<br />

falschen Automatismen gar nicht erst zuzulassen.<br />

Ziel des Tagesseminars muss es sein, automatisierte „Musterreaktionen” anzutrainieren,<br />

die auch unter größtem Stress <strong>und</strong> Lebensgefahr abrufbar sind. In <strong>der</strong>artigen<br />

Situationen ist ein überlegtes <strong>und</strong> geplantes Handeln nicht möglich. Für<br />

eine Prüfung <strong>der</strong> Rechtmäßigkeit einer Maßnahme – wie beispielsweise des<br />

Schusswaffengebrauchs – besteht in einer akuten Bedrohungslage gar keine<br />

Möglichkeit, da die Bereiche des Gehirns, in denen eine Rechtmäßigkeitsprüfung<br />

Online im Internet: http://www.die-bonn.de/doks/mussik0501.pdf<br />

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