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Möglichkeiten und Grenzen der Integrierten Fortbildung der Polizei ...

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Relationierungen es neue Umwelten konstruiert, durch produktive Aneignung auf-<br />

recht erhält <strong>und</strong> sich in ihnen einnistet.“ (Schäffter 1995, S. 60)<br />

Nicht jede Einwirkung von außen kann Lernprozesse in Gang bringen: „Solange<br />

unser Wissen <strong>und</strong> Können sich als viabel erweisen, solange also ein Gleichge-<br />

wicht intrapersonal <strong>und</strong> interpersonal, also in mir <strong>und</strong> mit meiner Umwelt besteht,<br />

ist <strong>der</strong> Lernbedarf gering. Wenn unser Weltbild aber brüchig wird, wenn unsere<br />

Orientierungen <strong>und</strong> Problemlösungen nicht mehr funktionieren, wenn Wi<strong>der</strong>sprü-<br />

che – z.B. in unserer Einstellung gegenüber Fremden o<strong>der</strong> in unserem ökologi-<br />

schen Handeln – unübersehbar werden, ist (Um-)Lernen erfor<strong>der</strong>lich, um ein neu-<br />

es Gleichgewicht herzustellen.“ (Arnold, Siebert 1995, S. 104) Das trifft sowohl im<br />

großen Rahmen – für kritische Lebensereignisse in <strong>der</strong> eigenen Biographie – als<br />

auch im kleineren Rahmen – für jedes Problem, für das wir noch keine Lösungs-<br />

muster haben – zu.<br />

Damit eine Transformation von Informationen von den Trainern zu den Seminarteilnehmern<br />

überhaupt möglich wird, ist es aus konstruktivistischer Sicht also unabdingbar,<br />

dass diese Informationen den Seminarteilnehmern relevant (d.h. bedeutsam,<br />

sinnvoll), viabel (d.h. praktisch, hilfreich, nützlich), neu (d.h. nicht red<strong>und</strong>ant)<br />

<strong>und</strong> anschlussfähig (d.h. in ihr vorhandenes kognitives System integrierbar)<br />

erscheinen. (Arnold, Siebert 1995, S. 113) Diese Anfor<strong>der</strong>ungen deuten an, welch<br />

großen Aufwand <strong>der</strong> Trainer betreiben muss, um die Seminarteilnehmer überhaupt<br />

aufnahmefähig für neue Informationen zu machen.<br />

Das pädagogische Handeln des Trainers kann im Wesentlichen nur auf das Auslösen<br />

von eigenen Denk- <strong>und</strong> Suchbewegungen bei den Seminarteilnehmern gerichtet<br />

sein. Daraus ergibt sich, dass <strong>der</strong> unter Trainern – wie unter den meisten<br />

Lehrenden – weit verbreitete Wunsch, dass am Schluss des Seminars „nicht nur<br />

alle Teilnehmer/innen voll zufrieden sind, son<strong>der</strong>n sich auch einschränkungslos<br />

ihrer Meinung anschließen“ (Arnold, Siebert 1995, S. 128) illusionär ist. In diesem<br />

Sinne weist Schäffter darauf hin, dass „Lehren seinen Ausgang nicht in <strong>der</strong> Suche<br />

nach Konsens, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Aufklärung von relevanter Differenz zu nehmen hat.<br />

Lehren kann in diesem Verständnis als ‚Entdeckung von Fremdheit‘ bezeichnet<br />

werden.“ (Schäffter 1997, S. 39)<br />

Die Unmöglichkeit, zum Schluss des Seminars einen Konsens zwischen allen Be-<br />

334<br />

Online im Internet: http://www.die-bonn.de/doks/mussik0501.pdf

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