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Möglichkeiten und Grenzen der Integrierten Fortbildung der Polizei ...

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<strong>der</strong>artigen Situationen wird das Auftreten von Angst unvermeidbar sein. Die kogni-<br />

tiven <strong>Möglichkeiten</strong> werden dabei stark eingeschränkt. Das „rasche Ausführen ein-<br />

facher gelernter Routinen [wird] erleichtert <strong>und</strong> das lockere Assoziieren er-<br />

schwert.“ (Spitzer 2003, S. 219)<br />

Ziel <strong>der</strong> <strong>Integrierten</strong> <strong>Fortbildung</strong> muss es sein, für <strong>der</strong>artige Fälle mit den <strong>Polizei</strong>-<br />

beamten „Notfallreaktionen“ zu trainieren, die eine adäquate Reaktion auf <strong>der</strong>arti-<br />

ge Situationen darstellen. Diese Reaktionen müssen so intensiv trainiert werden,<br />

dass sie unter Stress <strong>und</strong> Angst automatisch ablaufen. Das lässt sich nur durch<br />

ständige Wie<strong>der</strong>holung <strong>und</strong> „Drill“ bestimmter Trainingssequenzen erreichen, wie<br />

sie bei <strong>der</strong> Ausbildung im Militär <strong>und</strong> auch bei den Spezialeinheiten <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> an<br />

<strong>der</strong> Tagesordnung sind. Die Schwierigkeit für den <strong>Polizei</strong>beamten im Streifen-<br />

dienst besteht jedoch darin, dass er – auch wenn er unter höchstem Stress steht<br />

<strong>und</strong> selber Angst empfindet - immer noch die rechtlichen Aspekte seiner Handlun-<br />

gen abwägen muss. Wie bereits dargelegt, ist eine solche rechtliche Betrachtung<br />

– die nur im reflektierten Arbeitsmodus des Gehirns erfolgen kann - ab einem be-<br />

stimmten Stressniveau aber gar nicht mehr möglich.<br />

Die polizeiliche Praxis zeigt auch, dass in unerwarteten Situationen oft automati-<br />

sierte Handlungsmuster ablaufen, die dieser Situation in keiner Weise gerecht<br />

werden können. Durch das Ablaufen von deplazierten Automatismen o<strong>der</strong> völlig<br />

unangemessenen „Schreckreaktionen“ kommt es in unerwarteten Situationen im-<br />

mer wie<strong>der</strong> zur Gefährdung o<strong>der</strong> zum Tod von <strong>Polizei</strong>beamten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Per-<br />

sonen. Als Lösung bietet sich hier das Training von einfachen, stark typisierten<br />

Notfallreaktionen an, die beispielsweise in die Kategorien „Angriff“, „Rückzug“ o<strong>der</strong><br />

„Helfen“ eingeordnet werden können. Dabei müssen einfache Merkmale gef<strong>und</strong>en<br />

werden, mit <strong>der</strong>en Hilfe sich diese Situationen in Sek<strong>und</strong>enbruchteilen unterschei-<br />

den lassen. Der <strong>Polizei</strong>beamte muss dann - in extrem belastenden <strong>und</strong> völlig neu-<br />

en Stresssituationen, in denen das Gehirn zunächst nur im automatischen Modus<br />

arbeiten kann - nur zwischen diesen drei <strong>Möglichkeiten</strong> unterscheiden. Er kann<br />

das entsprechende automatisierte Programm solange ablaufen lassen, bis situati-<br />

onsangepasste, kreative Entscheidungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Abruf von gespeichertem Wis-<br />

sen aus dem Hippocampus wie<strong>der</strong> möglich sind.<br />

Auf <strong>der</strong> zweiten Ebene, <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Seminarsituation, kann ebenfalls Angst auf-<br />

Online im Internet: http://www.die-bonn.de/doks/mussik0501.pdf<br />

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