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Möglichkeiten und Grenzen der Integrierten Fortbildung der Polizei ...

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Trainern, sich bewusst zu machen, dass ihr Wissen keine Wahrheit, son<strong>der</strong>n eine<br />

Konstruktion von Wirklichkeit ist. Im Seminar kann man sich zwar über diese Wirk-<br />

lichkeitskonstrukte verständigen, es ist aber nicht möglich, sie unmittelbar auf an-<br />

<strong>der</strong>e zu übertragen - we<strong>der</strong> innerhalb <strong>der</strong> Gruppe von Teilnehmer zu Teilnehmer<br />

noch vom Trainer auf die Teilnehmer: „Die Unterstellung, daß das Lernen <strong>der</strong> er-<br />

wachsenen Teilnehmer/innen unmittelbar von <strong>der</strong> Lehrtätigkeit gesteuert wird, er-<br />

weist sich dabei als eine zwar verständliche, aber illusionäre Selbstvereinfachung<br />

von Pädagogen. Vielmehr sehen wir uns mit <strong>der</strong> Einsicht konfrontiert, daß die<br />

Teilnehmer/innen vielfach nicht das lernen, was gelehrt wurde, daß etwas gelernt<br />

wurde, was nicht gelehrt wurde o<strong>der</strong> daß gelernt wird, wenn gar nicht gelehrt<br />

wird.“ (Schäffter 1994, S. 6)<br />

Da Erwachsene neue Informationen auf <strong>der</strong> Basis verfestigter kognitiver Strukturen<br />

spezifisch wahrnehmen <strong>und</strong> nur das in ihr System integrieren, was von diesem<br />

System zu verarbeiten ist, stellt sich die Frage, ob sie überhaupt einer unmittelbaren<br />

pädagogischen Beeinflussung zugänglich sind. Da <strong>der</strong> Prozess des Lernens<br />

als autonomer, selbstgesteuerter, kognitiver Verarbeitungsprozess im Innern des<br />

Teilnehmenden stattfindet, muss er für den Seminarleiter letztlich unverfügbar<br />

bleiben. (Sargebiel 1993, S. 216) Eine Verhaltensän<strong>der</strong>ung im Rahmen eines Seminars<br />

<strong>der</strong> <strong>Integrierten</strong> <strong>Fortbildung</strong> kann demzufolge nicht in Richtung eines von<br />

Außen vorgegebenen Ziels, son<strong>der</strong>n nur in Richtung eines vom Lernenden selbst<br />

erwünschten Verhaltens erfolgen. Um den Seminarteilnehmer überhaupt erreichen<br />

zu können, ist es notwendig, die „Grenzflächen“ zwischen Trainern <strong>und</strong> Seminarteilnehmern<br />

zu erschließen <strong>und</strong> festzustellen, welches Wissen „anschlussfähig“<br />

ist: „Lernen bedeutet hierbei zunächst das Entwickeln von Grenzflächen zur Entdeckung<br />

<strong>und</strong> Internalisierung von externen Strukturen <strong>der</strong> Notwendigkeit, über die<br />

die Binnenwelt geordnet <strong>und</strong> geglie<strong>der</strong>t wird.“ (Schäffter 1993, S. 304)<br />

Gr<strong>und</strong>voraussetzung für ein erfolgreiches Seminar ist „das Bemühen um die Kommunikation<br />

von Deutungssystemen“ (Tietgens 1992, S. 10), als das Erschließen<br />

von Grenzflächen zwischen „Cop Culture“ <strong>und</strong> „Leitbildkultur“. Ziel des Seminars<br />

<strong>der</strong> <strong>Integrierten</strong> <strong>Fortbildung</strong> kann also nicht die Vermittlung von Lerngegenständen<br />

im Sinne einer „instruktiven Interaktion“ sein, son<strong>der</strong>n die Trainer können nur Anregungen<br />

geben, um die Seminarteilnehmer dazu zu bringen, die bestehenden<br />

internen Strukturen selbstorganisatorisch zu verän<strong>der</strong>n. Der Effekt von Perturbati-<br />

336<br />

Online im Internet: http://www.die-bonn.de/doks/mussik0501.pdf

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