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Möglichkeiten und Grenzen der Integrierten Fortbildung der Polizei ...

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Bei <strong>der</strong> Brandenburger <strong>Polizei</strong>, die bis zur Einführung <strong>der</strong> <strong>Integrierten</strong> <strong>Fortbildung</strong><br />

im Wesentlichen nur ein schulmäßiges Schießtraining auf geometrische Muster<br />

kennen gelernt hatte, kann jedoch davon ausgegangen werden, dass 75 – 80 %<br />

<strong>der</strong> <strong>Polizei</strong>beamten in einer realen Einsatzsituation - selbst bei eigener o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Bedrohung Dritter - nicht auf einen Menschen schießen könnten. Hier gilt es also,<br />

die Nichtschieß-/Schießausbildung weiterhin unter den zwei oben genannten As-<br />

pekten zu betrachten. <strong>Polizei</strong>beamte müssen in <strong>der</strong> Lage sein, den Einsatz <strong>der</strong><br />

Schusswaffe - wann immer möglich - zu vermeiden. Das gilt auch für den unbeabsichtigten<br />

Gebrauch von Schusswaffen, <strong>der</strong> schon in einigen <strong>Polizei</strong>einsätzen zu<br />

Toten <strong>und</strong> Verletzten führte.<br />

Es ist eine Tatsache, dass sich – auch beim Gebrauch <strong>der</strong> Waffe - <strong>der</strong> Finger<br />

schneller krümmt, als er sich streckt. Warum das so ist, konnte jetzt auch durch<br />

neurophysiologische Forschungen begründet werden: „Preliminary data indicated<br />

that substantially larger brain volume is needed to control finger extension movement<br />

than control the flexion movement.“ (Yue 2002) Im Training muss den <strong>Polizei</strong>beamten<br />

also ständig Handlungssicherheit beim Umgang mit <strong>der</strong> Waffe vermittelt<br />

werden, um <strong>der</strong>en unbeabsichtigte Anwendung zu vermeiden. Aber auch in<br />

Bedrohungslagen müssen alle an<strong>der</strong>en Handlungsmöglichkeiten, wie Kommunikation,<br />

die Erhöhung <strong>der</strong> Distanz, das Einnehmen einer Deckung, <strong>der</strong> Einsatz von<br />

Eingriffstechniken <strong>und</strong> Hilfsmitteln, bis zur Handlungssicherheit trainiert werden.<br />

Die <strong>Polizei</strong>beamten müssen jedoch auch in <strong>der</strong> Lage sein, zumindest im Falle einer<br />

Bedrohung von Leib <strong>und</strong> Leben, von <strong>der</strong> Schusswaffe Gebrauch zu machen<br />

<strong>und</strong> den Gegner wirksam zu bekämpfen.<br />

Neuere Untersuchungen zeigen, dass Personen, die unter Ruhebedingungen bzw.<br />

unter körperlicher Aktivierung gut schießen, dies nicht unbedingt auch unter kognitivem<br />

Stress können, wie er in einer polizeilichen Einsatzsituation mit Bedrohung<br />

zwangsweise auftritt. Es besteht nur ein geringer Zusammenhang zwischen den<br />

Schießergebnissen, wie sie beim Schulmäßigen Schießen erzielt werden können,<br />

<strong>und</strong> den Schießergebnissen unter mentalem Stress. (Hermanutz u.a. 2000, S. 52)<br />

Deshalb ist es notwendig, die Ziele <strong>der</strong> Schießausbildung in Hinblick auf die<br />

Stressbewältigung erheblich höher anzusetzen, als das bisher – auch in <strong>der</strong> <strong>Integrierten</strong><br />

<strong>Fortbildung</strong> – üblich war. Dadurch können für den Ernstfall Denk- <strong>und</strong><br />

Handlungskapazitäten frei gemacht werden, um besser reagieren zu können. Die<br />

Online im Internet: http://www.die-bonn.de/doks/mussik0501.pdf<br />

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