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Möglichkeiten und Grenzen der Integrierten Fortbildung der Polizei ...

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folge eine ‚Beobachtungskompetenz II. Ordnung‘, d.h. Lehrende müssen nicht nur<br />

darauf achten, was die Lernenden beobachten, son<strong>der</strong>n auch, wie sie beobach-<br />

ten, d.h. welche Erfahrungen den jeweiligen Wirklichkeitskonstruktionen zugr<strong>und</strong>e<br />

liegen.“ (Arnold, Siebert 1995, Anmerkung 39, S. 149 f.)<br />

Die konstruktivistische Lerntheorie hat also beson<strong>der</strong>s deshalb für die Erwachse-<br />

nenbildung eine große Bedeutung, weil man es dort gr<strong>und</strong>sätzlich nur mit Wirk-<br />

lichkeiten „zweiter Ordnung“ (Watzlawick 1992, S. 92), „Als-Ob-Fiktionen“<br />

(Watzlawick 1992 , S. 99) – also mit „konstruierten Wirklichkeiten“ einzelner Indivi-<br />

duen o<strong>der</strong> Gruppen - zu tun hat. Die konstruktivistische Erkenntnistheorie bietet<br />

die Möglichkeit, diese „konstruierten Wirklichkeiten“ <strong>der</strong> Erwachsenen - die letzt-<br />

endlich den Gegenstand <strong>der</strong> Erwachsenendidaktik bilden - besser zu verstehen.<br />

Die konstruktivistische Lerntheorie zeigt wie<strong>der</strong>um die Möglichkeit, diese Kon-<br />

strukte zu verän<strong>der</strong>n. So bietet ein konstruktivistisches Herangehen die Möglich-<br />

keit, gr<strong>und</strong>legende Probleme <strong>der</strong> Erwachsenenbildung, die bisher nicht fassbar<br />

waren, nicht nur besser zu verstehen, son<strong>der</strong>n auch zu lösen.<br />

Das konstruktivistische Denken geht von <strong>der</strong> operationalen Geschlossenheit des<br />

Gehirns aus. Operationale Geschlossenheit bedeutet, dass <strong>der</strong> Mensch im Hin-<br />

blick auf seine Erkenntnisfähigkeit nur mit seinen eigenen, internen Strukturen in-<br />

teragieren kann. Dieser interne Interaktionsprozess wird durch die Konfrontation<br />

mit Umweltereignissen in Bewegung gesetzt. Die Umweltereignisse führen jedoch<br />

nicht unmittelbar zu internen Zustandsverän<strong>der</strong>ungen, son<strong>der</strong>n sie können diese<br />

Verän<strong>der</strong>ungen nur anregen. Umwelteinflüsse, die interne Zustandsverän<strong>der</strong>un-<br />

gen in Gang setzen, werden als Perturbationen bezeichnet. Der Begriff „Perturba-<br />

tionen“ beschreibt ähnliche Phänomene, wie die lange in <strong>der</strong> Pädagogik bekann-<br />

ten Begriffe „Negativität <strong>der</strong> Erfahrung“ <strong>und</strong> „Enttäuschte Erwartungen“. Perturba-<br />

tionen sind „Verstörungen“ des menschlichen Nervensystems, die sowohl von in-<br />

ternen als auch äußeren Faktoren ausgelöst werden können. Faktisch kann je<strong>der</strong><br />

äußere o<strong>der</strong> innere Reiz zu einer Perturbation werden. (Wyrwa 1996, S. 127)<br />

Die konstruktivistische Lerntheorie geht davon aus, dass Perturbationen die einzi-<br />

gen möglichen Auslöser für individuelle Lernprozesse <strong>und</strong> damit die unabdingbare<br />

Voraussetzung für jeden Lernprozess sind. Lernprozesse in diesem Sinne sind<br />

immer als aktive konstruktive Prozesse zu verstehen. (Glaserfeld 1987, S. 132)<br />

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Online im Internet: http://www.die-bonn.de/doks/mussik0501.pdf

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