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Möglichkeiten und Grenzen der Integrierten Fortbildung der Polizei ...

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werden im Tatsachengedächtnis <strong>und</strong> im emotionalen Gedächtnis gespeichert. So-<br />

bald <strong>der</strong> Beamte in eine ähnliche Situation gerät, werden diese Informationen<br />

wirksam.<br />

Gerade Verhaltensweisen, die unter Bedingungen erworben wurden, die mit<br />

Stress verb<strong>und</strong>en sind, lassen sich nur schwer än<strong>der</strong>n. In <strong>der</strong> polizeilichen Praxis<br />

ist das so gut wie immer <strong>der</strong> Fall. Unter Stress kann es auch – schneller als unter<br />

normalen Bedingungen - zu einer Verfestigung von Vorstellungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen<br />

kommen, die falsch sind, da diese Erfahrungen mit einem speziellen<br />

zentralnervösen Anpassungsprozess verknüpft sind:<br />

„Sie werden durch Herausfor<strong>der</strong>ungen aus einem sehr begrenzten Bereich unserer<br />

Außenwelt gebahnt. Weil diese Herausfor<strong>der</strong>ungen aber sehr häufig auftreten,<br />

werden die zu ihrer Bewältigung entwickelten <strong>und</strong> deshalb immer wie<strong>der</strong> eingeschlagenen<br />

Strategien für allgemeingültiger gehalten, als sie in Wirklichkeit sind.<br />

Sie sind nur auflösbar, wenn sie von <strong>der</strong> Person als tatsächlich falsch erkannt<br />

werden. Dies fällt umso schwerer, je häufiger sie sich für die betreffende Person in<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit als (scheinbar) richtig erwiesen haben.“ (Huether 1999, S. 283)<br />

Roth weist auch auf die Tatsache hin, dass sich die Persönlichkeit in selbstverstärken<strong>der</strong><br />

Weise entwickelt, d.h. „Jede neue Situation wird im Lichte <strong>der</strong> vergangenen<br />

Erfahrung bewertet, <strong>und</strong> das Ergebnis wird zur alten Erfahrung hinzugefügt.<br />

Es wird dabei dasjenige bevorzugt angeeignet, was in das Vorhandene gut hinein<br />

passt, <strong>und</strong> das Nichtpassende wird so lange passend gemacht, wie es irgend<br />

geht.“ (Roth 2000, S. 411) Weiterhin ist unser Bewertungssystem darauf aus, sich<br />

immer wie<strong>der</strong> selbst zu bestätigen. Somit sind wir nur bei sehr starken Diskrepanzen<br />

zwischen unserer Erfahrung <strong>und</strong> neuen Situationen bereit, unser bestehendes<br />

Bewertungsschema zu än<strong>der</strong>n.<br />

Diese Fähigkeit nimmt mit steigendem Alter drastisch ab. So steht <strong>der</strong> Trainer gerade<br />

bei den älteren, erfahrenen <strong>Polizei</strong>beamten, vor einem doppelten Problem:<br />

zum einen verfügen diese Beamten über einen großen, in <strong>der</strong> Praxis erprobten<br />

Erfahrungsschatz, zum an<strong>der</strong>en ist ihre Bereitschaft, ein neues Verhalten auszuprobieren,<br />

altersbedingt eher gering. Hier noch Verän<strong>der</strong>ung durch bloße „Einsicht“<br />

zu erreichen, ist so gut wie unmöglich. Es bedarf schon drastischer neuer<br />

Erfahrungen, um Verhaltensän<strong>der</strong>ungen bewirken zu können.<br />

278<br />

Online im Internet: http://www.die-bonn.de/doks/mussik0501.pdf

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