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Möglichkeiten und Grenzen der Integrierten Fortbildung der Polizei ...

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„Cop Culture“ zu bedienen, wo diese nicht zweckmäßig sind, sollen die <strong>Polizei</strong>be-<br />

amten befähigt werden, auch auf neue, unvorhersehbare Situationen lageange-<br />

passt zu reagieren. Dazu müssen die <strong>Polizei</strong>beamten bewusst vom automatischen<br />

in den reflektierten Arbeitsmodus wechseln können. Ein solcher Wechsel ist mög-<br />

lich, da die Balance zwischen reflektiertem <strong>und</strong> automatischem Modus auch be-<br />

wusst verschoben werden kann.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Integrierten</strong> <strong>Fortbildung</strong> sind die Trainingssachverhalte demzufolge im Wesentlichen<br />

so zu gestalten, dass sie nur im reflektieren Arbeitsmodus bewältigt<br />

werden können. Ein bewusstes Umschalten in den reflektierten Arbeitsmodus ist<br />

allerdings nur so lange möglich, wie ein bestimmtes Stressniveau nicht überschritten<br />

wird. Für plötzlich auftretende, stark stressbelastete Situationen, in denen keine<br />

Zeit zum Reflektieren bleibt, behalten Automatismen ihre Bedeutung. Automatismen,<br />

die sich in einer Trainingssituation als unzweckmäßig erweisen, müssen<br />

im Seminar gelöscht <strong>und</strong> durch neue ersetzt werden. Die neuen Automatismen<br />

müssen dann aber auch soweit „eingeschliffen“ werden, dass sie auch unter den<br />

extremsten Bedingungen abrufbereit sind.<br />

Immer wie<strong>der</strong> werden von <strong>Polizei</strong>beamten im Dienst Fehler gemacht, die sie - ihrem<br />

Wissensstand <strong>und</strong> ihren Fähigkeiten nach – eigentlich nicht machen dürften.<br />

Auch dieses Phänomen lässt sich mit Hilfe <strong>der</strong> neurobiologisch begründeten Kognitionstheorie<br />

erklären. Eine geplante Handlung führt zu einem ausdrücklichen<br />

Willensakt, dem auch eine entsprechende Handlung folgen kann – aber nicht<br />

muss. Die Entscheidung zum Handeln wird erst in den Basalkernen des Gehirns<br />

geprüft. Dabei werden alle bisher gemachten positiven <strong>und</strong> negativen Erfahrungen<br />

berücksichtigt. Auch unser emotionales Gedächtnis wird in diesen Entscheidungsprozess<br />

mit einbezogen. Nur wenn hier eine positive Entscheidung gefällt wird,<br />

wird diese über das Zwischenhirn <strong>der</strong> Großhirnrinde mitgeteilt, <strong>und</strong> die Handlung<br />

wird ausgeführt. Wenn das emotionale Gedächtnis o<strong>der</strong> die Basalkerne dagegen<br />

ihr Veto einlegen, werden auch rationale Einsichten nicht in die Tat umgesetzt.<br />

So unterbleibt z.B. das nötige Einschreiten bei einer Schlägerei, wenn in den Basalkernen<br />

eine Erfahrung zum Tragen kommt, die besagt: „Mit großen, tätowierten<br />

<strong>und</strong> betrunkenen Kerlen leg dich lieber nicht an!“ Später kann es dazu kommen,<br />

dass <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong>beamte dieses - auch von ihm selbst als falsch erkannte - Nicht-<br />

282<br />

Online im Internet: http://www.die-bonn.de/doks/mussik0501.pdf

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