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Möglichkeiten und Grenzen der Integrierten Fortbildung der Polizei ...

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lizei heraus. Systematische Ausblendung (als klassische Externalisierung, z.B. die<br />

Verlagerung auf eine amorphe Gesamtgesellschaft, (die Politik o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Insti-<br />

tutionen) gehört ebenso dazu, wie das Festhalten an Kontrollprivilegien (z.B. in<br />

alle gesellschaftlichen Räume eindringen zu können, um festzustellen, ob etwas in<br />

Ordnung ist o<strong>der</strong> nicht). Diese Vorstellungen sind nicht unbedingt mit denen <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit kongruent. Die Entwicklung eigener Handlungsstandards spielt sich<br />

jedoch nicht im Bezugsfeld Gesellschaft – <strong>Polizei</strong> ab, son<strong>der</strong>n zwischen Theorie<br />

<strong>und</strong> Praxis bzw. zwischen Oben <strong>und</strong> Unten <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong>. Der Spruch »Jetzt vergiss<br />

erst mal alles, was Du auf <strong>der</strong> Schule gelernt hast, wir zeigen Dir jetzt, wie <strong>Polizei</strong><br />

tatsächlich funktioniert«, umschreibt dieses Phänomen recht präzise.“ (Behr 2000,<br />

S. 217)<br />

Behr geht davon aus, dass offizielle Leitbil<strong>der</strong> kaum in <strong>der</strong> Lage sein dürften, das<br />

Alltagshandeln von <strong>Polizei</strong>beamten anzuleiten <strong>und</strong> somit auch nicht zu Handlungsmustern<br />

werden können. „Leitbil<strong>der</strong> kommen von oben, sie sind Ableitungen<br />

einer Theorie. Sie konfrontieren die Alltagserfahrung mit Idealen, die jedoch mit<br />

den konkreten Erfahrungen <strong>der</strong> Polizisten nicht übereinstimmen. [...] Handlungsmuster<br />

kommen dagegen von unten, sie haben keinen transzendentalen Überbau,<br />

son<strong>der</strong>n entwickeln sich anhand <strong>der</strong> Erfor<strong>der</strong>nisse des Berufsalltags. Sie haben<br />

auch keinen ideellen Beharrungsanspruch, son<strong>der</strong>n bewahren ihre Gültigkeit anhand<br />

ihrer Relevanz für praktische Problemlösungen.“ (Behr 2000a, S. 18)<br />

Trotzdem billigt er den Leitbil<strong>der</strong>n für die Institution <strong>Polizei</strong> eine wichtige Bedeutung<br />

zu. Er interpretiert sie in erster Linie „als Bedürfnis nach einer kulturellen Identität<br />

<strong>der</strong> <strong>Polizei</strong>“. Seine Untersuchung zeigt aber auch, dass diese Bestrebung<br />

nicht von unten kommt, wo man sich mittels <strong>der</strong> „Cop Culture“ verständigt. Der<br />

Begriff Corporate Identity <strong>und</strong> die in diesem Zusammenhang erarbeiteten Leitbil<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> können also immer nur auf das strategisch erarbeitete, von oben<br />

angeordnete, politische Identitätsmuster verweisen. Die Chancen für eine praktische<br />

Umsetzung dieser Leitbil<strong>der</strong> schätzt Behr eher gering ein: „In den Leitbil<strong>der</strong>n<br />

erscheint eine <strong>Polizei</strong>, von <strong>der</strong> alle Praktiker wissen, dass sie so nie funktionieren<br />

würde.“ (Behr 2000, S. 233)<br />

Somit spiegelt das Verhältnis von „Leitbildkultur“ <strong>und</strong> „Cop Culture“ auch das Verhältnis<br />

von Theorie <strong>und</strong> Praxis in <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> wi<strong>der</strong>. Zur Theorie kann man in die-<br />

92<br />

Online im Internet: http://www.die-bonn.de/doks/mussik0501.pdf

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