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Möglichkeiten und Grenzen der Integrierten Fortbildung der Polizei ...

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Verhaltensvorschläge, die <strong>der</strong> Trainer im Seminar unterbreiten kann, beruhen<br />

zwar auch auf Erfahrungen einer Vielzahl von <strong>Polizei</strong>beamten <strong>und</strong> werden wahr-<br />

scheinlich die optimale Variante des polizeilichen Handelns in <strong>der</strong> Trainingssituati-<br />

on darstellen. Die Seminarteilnehmer können aber ganz an<strong>der</strong>e Erfahrungen ge-<br />

macht haben. So können ihnen die Vorschläge des Trainers durchaus als sinnlos<br />

o<strong>der</strong> nicht umsetzbar erscheinen. Das erklärt auch die sehr unterschiedliche Re-<br />

aktion von <strong>Polizei</strong>beamten aus verschiedenen Regionen, (z.B. aus <strong>der</strong> Stadt <strong>und</strong><br />

aus ländlichen Gegenden) auf sinnvolle Vorschläge, wie z.B. die Fesselung von<br />

gewaltbereiten Personen vor <strong>der</strong> Durchsuchung: „Wir haben hier noch nie jeman-<br />

den gefesselt!“ – „Wir fesseln hier jeden, <strong>der</strong> in unseren Streifenwagen kommt!“.<br />

Die Vorschläge des Trainers können nur dann auf fruchtbaren Boden fallen, wenn<br />

(a) von den Seminarteilnehmern bereits Erfahrungen gemacht wurden, bei denen<br />

ihr althergebrachtes Verhalten zu gravierenden negativen Folgen führte, wie z.B.<br />

zu Strafanzeigen wegen Körperverletzung im Amt (beim falschen Anlegen <strong>der</strong><br />

Handfessel), zum Entstehen von gefährlichen, vielleicht sogar lebensbedrohlichen<br />

Situationen (wenn man plötzlich einem Straftäter gegenüberstand <strong>und</strong> die<br />

Schusswaffe nicht griffbereit hatte), zum Tod eines Kollegen (weil man eine Un-<br />

fallstelle nicht richtig abgesichert hatte) o<strong>der</strong> (b) wenn die Erfahrungen, die <strong>der</strong><br />

Trainer vermittelt, mit ihren Erfahrungen im Wesentlichen übereinstimmt <strong>und</strong> sie<br />

sich in ihrem bisherigen Verhalten bestätigt fühlen. Roth beschreibt diesen Vor-<br />

gang mit dem Bild <strong>der</strong> Resonanz: „wie eine Glasscheibe, die bei einem bestimm-<br />

ten Ton zu klirren beginnt, bei an<strong>der</strong>en Tönen hingegen nicht.“ (Roth 2000, S.<br />

411) Wie die Resonanz aussieht, die <strong>der</strong> Trainer bei den Seminarteilnehmern er-<br />

zeugt, können we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Trainer noch die Seminarteilnehmer selbst beeinflussen.<br />

Die Seminarteilnehmer konstruieren sich die Bedeutung <strong>der</strong> Worte des Trainers<br />

selbst, <strong>und</strong> diese Konstruktion wird nur dann <strong>der</strong> Konstruktion <strong>der</strong> Trainer ähnlich<br />

sein, wenn die Seminarteilnehmer über ähnliche Erfahrungen verfügen.<br />

Roth geht davon aus, dass uns die Sprache eine „universelle Logik <strong>der</strong> Kommuni-<br />

kation“ (Roth 2000, S. 412) vorgaukelt, die real nicht existiert: „Diese gibt es nur<br />

dort, wo es um abstraktes Wissen, nicht aber dort, wo es um Handeln geht. Miss-<br />

verstehen ist deshalb das Normale, Verstehen die Ausnahme.“ (Roth 2000, S.<br />

412) Damit wird eine alte pädagogische Erfahrung bestätigt: „Unterrichtsbeobach-<br />

tungen <strong>und</strong> empirische Untersuchungen zeigen jedenfalls oft, daß die Lehr-<br />

Online im Internet: http://www.die-bonn.de/doks/mussik0501.pdf<br />

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