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Möglichkeiten und Grenzen der Integrierten Fortbildung der Polizei ...

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Jährigen betrifft.“ (Spitzer 2003a, S. 229)<br />

Trotzdem ist Lernen – bis hin zu plastischen Verän<strong>der</strong>ungen im Gehirn – auch im<br />

Erwachsenenalter noch möglich. In einer Studie von Maguire et al. wurde die hohe<br />

Plastizität des Gehirns im Erwachsenenalter mit Hilfe von strukturellen Bildge-<br />

bungsverfahren nachgewiesen. (Maguire et al. 2000) Bei <strong>der</strong> Untersuchung von<br />

Londoner Taxifahrern wurde festgestellt, dass das Volumen des posterioren Hy-<br />

pocampus signifikant größer war, als bei einer Kontrollgruppe von Personen mit<br />

an<strong>der</strong>en Berufen (die kein so großes räumliches Vorstellungsvermögen erfor<strong>der</strong>n).<br />

Die Größe des posterioren Hypocampus <strong>der</strong> Taxifahrer korrelierte auch mit <strong>der</strong><br />

Zeitdauer <strong>der</strong> Berufsausübung. Diese Untersuchung beweist, dass sich neuroanatomische<br />

Strukturen auch im Erwachsenenalter durch den Beruf modulieren las-<br />

sen.<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, dass Faktenwissen, emotional bedeutsame Ereignisse<br />

<strong>und</strong> motorische Abläufe in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns gespeichert<br />

werden. Handlungsmuster, wie sie sich im täglichen Dienst <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong>beamten<br />

herausbilden, werden meist in Situationen geprägt, in denen diese drei Bereiche<br />

gleichzeitig aktiviert werden. Somit sind die Löschung von <strong>der</strong>artigen Verhaltensweisen<br />

<strong>und</strong> die Speicherung von neuem Verhalten über rationale Einsicht allein<br />

nicht möglich, son<strong>der</strong>n auch hier müssen alle drei entsprechenden Gehirnbereiche<br />

aktiviert werden. Eine rein rationale Stoffvermittlung nach dem „Lehrer-<br />

Schüler-Modell“ o<strong>der</strong> die Vermittlung von neuen Verhaltensweisen mittels „Modelllernen“<br />

können zwar zu einer Speicherung von neuem „Faktenwissen“ führen, ermöglichen<br />

aber keine Än<strong>der</strong>ung des Verhaltens. (Markowitsch, Borsutzky 2003)<br />

An<strong>der</strong>s sieht es bei Verhaltensweisen aus, die nicht in Seminaren erlernt, son<strong>der</strong>n<br />

in <strong>der</strong> Praxis erworben wurden. Hier können sich stark emotional belastende Ereignisse,<br />

wie sie im <strong>Polizei</strong>dienst zwar nicht täglich - aber doch häufiger als in an<strong>der</strong>en<br />

Berufen - auftreten, sogar durch eine einmalige Erfahrung in das Gehirn<br />

„einbrennen“ <strong>und</strong> benötigen keine weitere Konsolidierung. (Markowitsch, Borsutzky<br />

2003, S. 7) Die unter Stress in <strong>der</strong> Praxis erlernten Verhaltensweisen brauchen<br />

also – im Gegensatz zu den Verhaltensweisen, die im Seminar trainiert werden<br />

sollen - weniger o<strong>der</strong> gar keine Wie<strong>der</strong>holungen, um fest im Gehirn verankert zu<br />

werden.<br />

286<br />

Online im Internet: http://www.die-bonn.de/doks/mussik0501.pdf

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