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Möglichkeiten und Grenzen der Integrierten Fortbildung der Polizei ...

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Lernsituation durch ein Aneinan<strong>der</strong>vorbeireden gekennzeichnet ist. Die ist nicht<br />

einmal etwas Ungewöhnliches. Problematisch wird es erst bei beharrlichem Leug-<br />

nen.“ (Tietgens 1992, S. 23) Selbst wenn die Seminarteilnehmer den Trainer ver-<br />

stehen sollten <strong>und</strong> bereit wären, seinen Argumenten zu folgen, würde das noch<br />

nicht automatisch zu einer Verhaltensän<strong>der</strong>ung führen. Die neurobiologische Kog-<br />

nitionsforschung zeigt auch, warum das so ist: „Das meiste tun wir, ohne dass wir<br />

es vorher gewollt haben, <strong>und</strong> haben dabei das Gefühl, es auch zu wollen.“ (Roth<br />

2000, S. 412)<br />

Die meisten Handlungen des <strong>Polizei</strong>beamten, sei es Autofahren o<strong>der</strong> Funken, laufen<br />

quasi „im Hintergr<strong>und</strong>“ automatisch ab. In <strong>der</strong> Kognitionsforschung wird heute<br />

zwischen langsamen, reflektierten <strong>und</strong> schnellen, automatischen geistige Prozessen<br />

unterschieden. Der Dominanz des einen o<strong>der</strong> des an<strong>der</strong>en Modus wird durch<br />

das Wechselspiel von Dopamin <strong>und</strong> Noradrenalin geregelt. Der reflektierte Arbeitsmodus<br />

wird durch Dopamin geför<strong>der</strong>t, welches von den Nervenzellen des<br />

Tegmentum im Frontalkortex ausgeschüttet wird <strong>und</strong> die Aktivität <strong>der</strong> Neuronen<br />

hinter <strong>der</strong> Stirn verlängert. Gleichzeitig wirkt aber auch Noradrenalin auf die<br />

präfrontalen Neuronen ein. Dieses Noradreanlin wird durch Zellen im Locus coeruleus,<br />

einem Teil des Hirnstamms, freigesetzt <strong>und</strong> wirkt als Gegenspieler des Dopamins.<br />

So wird <strong>der</strong> reflektive Arbeitsmodus umso stärker zurückgedrängt, je aktiver<br />

<strong>der</strong> Locus coeruleus. In solchen Fällen gewinnt <strong>der</strong> automatische Modus an<br />

Bedeutung <strong>und</strong> kann in Extremsituationen vollkommen handlungsbestimmend<br />

werden.<br />

Bei Tätigkeiten, bei denen sich das Gehirn im automatischen Arbeitsmodus befindet,<br />

spricht man vom Routinehandeln. Derartige automatische Abläufe sind weitaus<br />

häufiger als reflektierte. In <strong>der</strong> menschlichen Tätigkeit überwiegt also gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

das Routinehandeln. Durch Reflexion <strong>und</strong> Kontrolle werden immer nur<br />

ganz wenige Elemente des psychischen Gesamtprozesses erfasst, da es für das<br />

Gehirn nicht möglich ist, alle nötigen Informationen gleichzeitig präsent zu halten.<br />

So werden auch komplexe polizeiliche Schlüsselsituationen meist routinemäßig<br />

abgearbeitet. Dabei wird auf jegliche Vorbereitung <strong>und</strong> Absprache verzichtet.<br />

Doch das Handeln in <strong>der</strong>artigen „Routinefällen“ muss nicht unbedingt das zweckmäßigste<br />

sein: „Nicht jedes Handeln ist rational. Orientiert wird sich häufig am als<br />

ähnlich erlebten Fall. Dabei wird übersehen, daß eine Situationskomplexion singu-<br />

280<br />

Online im Internet: http://www.die-bonn.de/doks/mussik0501.pdf

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