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Möglichkeiten und Grenzen der Integrierten Fortbildung der Polizei ...

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eines Sachbearbeiters, eine Entscheidung zu treffen, zu einer Flucht in die pedan-<br />

tische Befolgung von Vorschriften. Damit wird die „Politik <strong>der</strong> Organisation“ zum<br />

vorherrschenden Entscheidungskriterium, nach dem dann die Bürger behandelt<br />

werden. (Merton 1957, S. 195 ff.) Während wir diesen „Beamtentypus“ in an<strong>der</strong>en<br />

Bereichen <strong>der</strong> öffentlichen Verwaltung durchaus gewohnt sind, ja sogar erwarten,<br />

entspricht er absolut nicht unserem kulturell (durch Medien <strong>und</strong> die Geschichte)<br />

geprägtem „Idealbild“ des <strong>Polizei</strong>beamten. Allerdings stellen die bürokratischen<br />

Vorschriften keine ausreichend praktikablen Handlungsmuster zur Bewältigung<br />

<strong>der</strong> täglichen <strong>Polizei</strong>arbeit bereit. So können <strong>und</strong> müssen sich durchaus auch „un-<br />

auffällige Aufsteiger“ in <strong>der</strong> Verwaltung <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> <strong>der</strong> „Kriegermännlichkeit“ bedienen,<br />

wenn es gilt, dringend schwierige Lagen zu bewältigen. Ähnliches gilt für<br />

den Beamtentypus „Schutzmännlichkeit“. Dieser entspricht zwar schon eher den<br />

Wunschvorstellungen <strong>der</strong> Bürger von einem <strong>Polizei</strong>beamten. Die Handlungsmuster,<br />

welche diesem Typus zur Verfügung stehen, reichen aber allein ebenfalls nicht<br />

aus, um alle repressiven Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> erfolgreich zu erfüllen.<br />

Neben diesen dominierenden <strong>und</strong> hegemonialen Männlichkeitsformen gibt es<br />

auch abweichende Lebensentwürfe. Solange es sich dabei um Lebensentwürfe<br />

handelt, welche die Dominanz <strong>der</strong> „Kriegermännlichkeit“ nicht infrage stellen, werden<br />

sie auch als parallele Entwürfe toleriert. So ist es heute auch einem <strong>Polizei</strong>beamten<br />

möglich, sich offen zu seiner Homosexualität zu bekennen. Auch von<br />

den Frauen bei <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> wird nicht erwartet, dass sie sich den Habitus <strong>der</strong><br />

„Kriegermännlichkeit“ zu Eigen machen, um bei <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> bestehen zu können –<br />

wohl aber, dass sie ihn als vorherrschend anerkennen.<br />

An<strong>der</strong>s sieht es mit <strong>der</strong> zweiten Form von abweichen<strong>der</strong> Männlichkeit aus, die von<br />

Behr als „falscher Idealismus“ bezeichnet wurde. Gemeint sind damit Bestrebungen,<br />

die Dominanz des hegemonialen Männlichkeitsmusters zu durchbrechen <strong>und</strong><br />

neuen, offiziellen „Leitbild-Werten“ den Weg zu bereiten.<br />

Die meisten <strong>Polizei</strong>beamten reagieren sofort mit Intoleranz, wenn gegen fest etablierte<br />

Handlungssicherheiten verstoßen wird. Zu diesen fest etablierten Bräuchen<br />

gehört beispielsweise, dass man Dinge unter sich regelt, <strong>und</strong> dass man sich auf<br />

einen internen Selbstreinigungsmechanismus verlässt. <strong>Polizei</strong>beamte, die z.B.<br />

Anzeigen gegen Kollegen wegen Körperverletzung im Amt fertigen, entsprechen<br />

Online im Internet: http://www.die-bonn.de/doks/mussik0501.pdf<br />

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