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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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1. Rückblick: Soziologie <strong>und</strong> Modernisierungsprozeß: „1948"—„1984"<br />

In der durch Orwell markierten Epochenspanne von „1948" <strong>und</strong> „1984"<br />

zeigt der Rückbezug auf erste Nachkriegsjahre zunächst eine Soziologie, die<br />

im Aufwind von Wiederaufbau <strong>und</strong> Wirtschaftsw<strong>und</strong>er mit dem Modernisierungsprozeß<br />

mitzog <strong>und</strong> mit ihren Konstrukten von „moderner Familie",<br />

„moderner Jugend", „moderner Großstadt" <strong>und</strong> „moderner Gesellschaft"<br />

die neue Modernität einer „skeptischen Generation" auf den Begriff brachte<br />

<strong>und</strong> so bestätigen <strong>und</strong> verstärken konnte.<br />

„Soziologie <strong>und</strong> moderne Gesellschaft" — so das Motto des Berliner Soziologentages<br />

1959 — wurde zur Problemformel neuer „Ortsbestimmungen<br />

der Soziologie". Eine modernisierungskritische Wende markierte der Heidelberger<br />

Soziologentag zum Max-Weber-Jahr-1964; die Rezeption Max Webers<br />

gab Anlaß soziologischer Auseinandersetzungen mit der Rationalität der Moderne<br />

<strong>und</strong> den auf ihr lastenden Schatten eines geschichtlich erlittenen <strong>und</strong><br />

bedrohlich bleibenden Umschlags in Ermächtigung <strong>und</strong> Entfremdung. Diese<br />

„Dialektik der Aufklärung" fand Nachhall in einer „kritischen Generation"<br />

<strong>und</strong> im programmatischen Selbstverständnis von „Soziologie als Krisenwissenschaft".<br />

Progressiv gerichtetes Engagement begann damit, die fortschreitende<br />

Modernisierung mit Blick auf moderne Entfremdungen radikal in Frage zu<br />

stellen. Zu einer Schwelle wurde „1968", — schon weit fern von „1948"<br />

<strong>und</strong> fast auch schon gleich fremd für „1984". Für die Soziologie war 1968<br />

das Karl-Marx-Jahr mit dem Frankfurter Soziologentag „Spätkapitalismus<br />

oder Industriegesellschaft", es war zugleich Gründungsphase sozialwissenschaftlicher<br />

Institute <strong>und</strong> Fakultäten <strong>und</strong> Auftakt programmatischer Richtungskämpfe<br />

um kritische Theorie der Gesellschaft <strong>und</strong> um soziologische<br />

Aufklärung moderner Syste<strong>mb</strong>ildung. Noch allerdings ging es jeweils um<br />

konsequenten Durchbruch der Moderne.<br />

Im Bewußtsein wachsender Spannungen zwischen den Systemzwängen<br />

von Modernisierungsprozessen <strong>und</strong> der Betroffenheit sozialer Lebenswelt<br />

richtete sich soziologische Theorie <strong>und</strong> Empirie zunehmend auf die Evolutions-<br />

<strong>und</strong> Konstitutionsprozesse sozialer Deutungsmuster <strong>und</strong> Handlungsfelder.<br />

2. Gegenwartsfragen: „Krisen der Arbeitsgesellschaft"<br />

Daß die Themen dieses Soziologentages hier <strong>und</strong> heute, 1984 in Dortm<strong>und</strong><br />

unter der bedrückenden Gegenwärtigkeit struktureller Arbeitslosigkeit zu<br />

verhandeln sind, rückt diesen in Ba<strong>mb</strong>erg 1982 noch als Frage gefaßten Bezug<br />

„Krise der Arbeitsgesellschaft?" nun dringlicher in das Bewußtsein soziologischer<br />

Verantwortung.<br />

Die „Krisen der Arbeitsgesellschaft" erschienen im Erwartungsrahmen<br />

<strong>gesellschaftliche</strong>n Wertwandels zunächst als Aufforderung zum „Ausstieg<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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