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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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Das Neue bzw. die spezifische Differenz der hier verglichenen Technologien<br />

gegenüber früheren scheint mir nämlich nicht nur in ihren Wirkungen<br />

— den besonderen Substitutionsleistungen — sondern gerade auch in den<br />

neuartigen Strukturen ihrer Generierung zu liegen.<br />

Die Veränderungen in der Erzeugungsstruktur von neuen Technologien<br />

sind zwar angesprochen worden: Zum einen etwa mit den Verweisen auf<br />

die Durchbrechung des altehrwürdigen linearen Modells der Stufen technischer<br />

Entwicklung (von der Gr<strong>und</strong>lagenforschung bis zur Anwendung)<br />

durch Querverbindungen zwischen diesen Stufen, die vor allem in den<br />

Großforschungszentren „zielorientierter Forschung" systematisch organisationsstrukturell<br />

zu bewältigen sind. In die gleiche Richtung gehen auch<br />

die Hinweise auf relativ geschlossene „wissenschaftnch-industriell-politische<br />

Komplexe" bzw. auf „quasi korporatistische Komplexe zwischen<br />

Akteuren, deren Dominanz im Verlauf der Entwicklung einer Technik<br />

wechselt" oder auch der Verweis auf die Verwissenschaftlichung der Technik<br />

<strong>und</strong> die gegenläufige Technisierung der Wissenschaft.<br />

Ich halte es aber für notwendig, über die Analyse der neuen institutionellen<br />

Arrangements hinauszugehen <strong>und</strong> die Klärung der sich in diesem Zusammenhang<br />

vollziehenden neuen Produktions- <strong>und</strong> Arbeitsstrukturen zur<br />

Erzeugung von Techniken ins Zentrum zu rücken. Das dürfte m.E. auch<br />

dazu beitragen, die Frage nach den Rationalitätsmustern technischer Entwicklung<br />

neu zu beleuchten. Außerdem scheint mir mit den <strong>gesellschaftliche</strong>n<br />

Formen der Erzeugung wissenschaftlichen <strong>und</strong> technischen Wissens<br />

auch die Analyseebene angegeben zu sein, von der her die Verbindung zu<br />

Fragestellungen der Gesell Schaftstheorie herzustellen wäre. Denn zur<br />

Klärung der <strong>gesellschaftliche</strong>n Strukturwandlungen <strong>und</strong> Entwicklungstendenzen<br />

gehört m.E. nach wie vor zentral die Analyse des Produktionssystems<br />

einer Gesellschaft, zu dem heute als integraler Bestandteil das<br />

Wissenschaftssystem gehört.<br />

Auf diese Ebene gesamt<strong>gesellschaftliche</strong>r Analyse zielt m.E. auch die<br />

das Produktionsproblem ins Zentrum rückende Rede von der Industrialisierung<br />

der Wissenschaft <strong>und</strong> der Verwissenschaftlichung der Industrie.<br />

Damit ist — zumindest in der Version, die L. Hack <strong>und</strong> I. Hack in ihrer<br />

Untersuchung über die „Wirklichkeit, die Wissen schafft" dieser doppelten<br />

Entwicklung gegeben haben — ein wechselseitiges Begründungsverhältnis<br />

gemeint in der Weise, daß „Strukturen der Industrialisierung", die genetisch<br />

<strong>und</strong> strukturell ihr Muster in der kapitalistisch organisierten Warenproduktion<br />

haben, heute das an die Besonderheit von wissenschaftlicher <strong>und</strong><br />

technischer Wissenserzeugung angepaßte <strong>und</strong> insofern das von der materiellen<br />

Produktion auch verschiedene Modell bilden, das zunehmend die Organisationsformen<br />

der Erzeugung von wissenschaftlichen <strong>und</strong> technischen<br />

Entwicklungen bestimmt.<br />

Die Zentralität dieses Wissens <strong>und</strong> nicht erst der Techniken ergibt sich<br />

gerade aus seiner konstitutiven Rolle für die technische <strong>und</strong> organisatorische<br />

Effektivierung kapitalistischer Warenproduktion. Die Industrialisie-<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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