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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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von Forschung, für den sich in der amerikanischen Methodenliteratur<br />

der Begriff der „teilnehmenden Beobachtung" eingebürgert hat <strong>und</strong> der<br />

von vielen Autoren geradezu als Prototyp qualitativer Forschung angesehen<br />

wird. 4<br />

— Und sie verfolgt schließlich drittens neben dem Interesse an einer verstehenden<br />

Beschreibung — die Autoren sprechen von dem „Sicheinleben<br />

in die Situation" als relevanter Anforderung (Jahoda u.a., 1975, S.<br />

24) — deutlich auch das Interesse an Erklärungen, <strong>und</strong> zwar kausalen<br />

Erklärungen, wie dies bereits aus dem Untertitel der 1933 zuerst veröffentlichten<br />

Studie hervorgeht: Es wird nach den „Wirkungen langandauernder<br />

Arbeitslosigkeit" gefragt. Da Erklärungsansprüche also direkt<br />

erhoben werden, ist die Untersuchung geeignet, im Rahmen einer genaueren<br />

Analyse empirischer <strong>und</strong> theoretischer Argumentationen zu<br />

fragen, wie denn die Autoren vorgehen, wenn sie sich nicht nur beschreibend<br />

<strong>und</strong> deutend, sondern auch erklärend <strong>und</strong> prognostizierend mit<br />

sozialer Realität auseinandersetzen.<br />

2. Was soll erklärt werden?<br />

Wenn man von einigen klar als Einzelfallstudien ausgewiesenen Untersuchungen<br />

(vgl. als Beispiel Hildenbrand, 1983) absieht, dann wird man für<br />

den Typus der mit dem Begriff der teilnehmenden Beobachtung bezeichneten<br />

Studien sagen können, daß es sich bei den Phänomenen, die Gegenstand<br />

von Erklärungen sind, meist um kollektive Phänomene handelt <strong>und</strong> nicht<br />

um singulare Ereignisse oder Handlungen (vgl. hierzu auch Hopf, 1982).<br />

Dies gilt auch für die „Arbeitslosen von Marienthal". Auch wenn in dem<br />

Untersuchungsbericht eine Fülle einzelner Beobachtungen, einzelner Äußerungen<br />

von Befragten, Textstellen aus Schüleraufsätzen u.a. wiedergegeben<br />

sind, so ist das Ziel der deskriptiven Analyse doch die Erarbeitung von generellen<br />

Aussagen über die Bewohner Marienthals <strong>und</strong> einzelne Untergruppen.<br />

In der Einleitung heißt es hierzu: „Vor allem ist unser Untersuchungsgegenstand<br />

das arbeitslose Dorf <strong>und</strong> nicht der einzelne Arbeitslose. Alles Charakterologische<br />

ist weggefallen, die ganze Psychopathologie fällt aus, <strong>und</strong><br />

nur dort, wo regelhafte Zusammenhänge von Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart<br />

angedeutet werden konnten, wird die Frage bis nahe an das individuelle<br />

Schicksal herangeführt." (Jahoda u.a., 1975, S. 25)<br />

Die generellen Aussagen, die im Untersuchungsbericht bei der Zusammenfassung<br />

der Ergebnisse eine Rolle spielen, haben dabei, formal betrachtet,<br />

vor allem die folgenden Eigenheiten: Zum Teil handelt es sich um Aussagen,<br />

in denen ohne nähere Spezifizierung oder mit Hilfe unbestimmter<br />

Häufigkeitsbegriffe — wie: in der Regel, typisch, häufig, mitunter etc. —<br />

über die Bewohner Marienthals gesprochen wird. 5 Zum Teil handelt es sich<br />

um Aussagen, in denen direkt quantifiziert wird. Im Vergleich zu anderen<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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