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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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Daß entgegen den ursprünglichen Intentionen beides zutraf, ist nicht zu<br />

leugnen. Die Gründe hierfür sind vielfältig <strong>und</strong> liegen sicher nicht nur in der<br />

mangelnden Fähigkeit vieler Soziologen, das Verhältnis zwischen Seitenzahl<br />

<strong>und</strong> Zeitbedarf ihrer Referate richtig einzuschätzen, eine wissenschaftliche<br />

Argumentation schnell auf den Punkt zu bringen <strong>und</strong> in einem Vortrag zwei<br />

oder drei gutdurchdachte Thesen eingängig darzustellen. Ganz offensichtlich<br />

sehen sich sehr viele Kollegen der jüngeren Generation starkem Druck<br />

ausgesetzt, auf Soziologentagen mit einem Referat präsent zu sein (wobei<br />

die Sorge um die berufliche Zukunft sich mit der weitverbreiteten Praxis<br />

deutscher Universitätsverwaltungen ko<strong>mb</strong>iniert, Reisekostenzuschüsse zum<br />

Besuch wissenschaftlicher Tagungen nur dem zu gewähren, der ein Referat<br />

hält). Und die Sektionen <strong>und</strong> ihre Sprecher sind ebenso offensichtlich aufgr<strong>und</strong><br />

der typischen Sozialstrukturen, in denen sich die Sektionsarbeit vollzieht,<br />

kaum in der Lage, rationierend <strong>und</strong> selektierend in das Angebot an<br />

Referaten einzugreifen. Was dann an Tagungszeit überhaupt noch für Diskussion<br />

zur Verfügung gestanden hätte, wurde überdies oft schon deshalb<br />

nicht zu wirklichen Debatten genutzt, weil offenbar viele Soziologen glauben,<br />

daß in dem offen soziologenfeindlichen Klima, das heute vielfach<br />

herrscht, ernsthafte Kritik an Kollegen gänzlich inopportun sei.<br />

Allerdings ist die Hoffnung nicht ganz unberechtigt, daß diese Schwächen<br />

in der jetzt vorgelegten schriftlichen Fassung der Dortm<strong>und</strong>er Verhandlungen<br />

weitgehend in den Hintergr<strong>und</strong> treten. So sehr brillante Kontroversen<br />

die Stimmung eines Kongresses erhellen <strong>und</strong> seinen Ablauf beleben,<br />

so groß ist doch die Gefahr, daß sie bei der anschließenden Drucklegung<br />

einen Gutteil ihrer Spannung verlieren. Deshalb leidet auch der Tagungsband<br />

weniger darunter, daß es sie nicht gab. Und manche der Referate,<br />

die in Dortm<strong>und</strong> unter hohem Zeitdruck vom Blatt gelesen wurden,<br />

präsentieren sich nunmehr dem aufmerksamen Leser als sehr aufschlußreiche,<br />

interessante <strong>und</strong> gut verständliche Texte.<br />

Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie möchte all den<br />

Sprechern <strong>und</strong> Mitgliedern seiner Sektionen, die aktiv an den oftmals aufwendigen<br />

<strong>und</strong> mühevollen Vorbereitungen dieses Soziologentags beteiligt<br />

waren, sehr herzlich danken. Sein Dank gilt vor allem aber auch den Gastgebern,<br />

der Stadt <strong>und</strong> der Universität Dortm<strong>und</strong>. Dortm<strong>und</strong> hat ja in der<br />

Entwicklung der deutschen Soziologie nach dem Zweiten Weltkrieg eine<br />

bedeutende Rolle gespielt. Zahlreiche angesehene Soziologen haben hier<br />

wenigstens einige Jahre — an der Sozialforschungsstelle oder anderswo —<br />

gearbeitet. Viele wichtige Untersuchungen fanden in Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong> in seinem<br />

Umland statt. Es war seit langem an der Zeit, einen Soziologentag in<br />

Dortm<strong>und</strong> zu veranstalten. Daß dies nunmehr möglich wurde, ist nicht zuletzt<br />

der Gesellschaft zur Förderung der Sozialforschung in Dortm<strong>und</strong> zu<br />

verdanken, der die Hauptlast der organisatorischen Vorbereitung zugefallen<br />

war.<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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