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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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für Empirische Bildungsforschung in den sechziger Jahren entwickeln sollte<br />

<strong>und</strong> wie sie mit der Hochschulverlaufsstatistik beabsichtigt waren, wurden<br />

nicht realisiert. Es ist sogar fraglich geworden, ob man in Zukunft die üblichen<br />

Daten der Volkszählung in gleicher Qualität wie in der Vergangenheit<br />

haben wird.<br />

— Eine differenzierte Nutzung von Parametern führt nicht notwendigerweise<br />

zur Erhöhung der prognostischen Validität. So schreibt Tessaring: „Bemerkenswert<br />

an der Lehrerprognostik ist — alles in allem —, daß augenscheinlich<br />

die Eintreffenswahrscheinlichkeit der Prognosen mit der Verfeinerung<br />

der Berechnungsmethoden nicht wesentlich verbessert wird. 'Ältere'<br />

Prognosen, die auf der Bedarfsseite hauptsächlich mit Schüler-Lehrer-<br />

Relationen operieren, kommen in der Größenordnung nicht zu wesentlich<br />

realitätsferneren Ergebnissen als die 'neueren' Prognosen, die darüber hinaus<br />

auch die Klassenstärken, Fächerverteilungen, Wochenst<strong>und</strong>en u.a. einbeziehen."<br />

24<br />

— Je differenzierter Prognosen werden, desto weniger eignen sie sich zur<br />

Begründung politischer Entscheidungen. 25 Auf der einen Seite ist es gerade<br />

bei komplexen Modellen sehr schwer zu durchschauen, welche Entscheidungen<br />

bereits in die Modelle eingehen. Auf der anderen Seite löst<br />

sich bei Prognosen mit Alternativ-Rechnungen in vielen Fällen der prognostische<br />

Charakter angesichts der riesigen Spannweiten praktisch auf:<br />

So kam Kaiser Mitte der siebziger Jahre bei der Berechnung von Substitutionskorridoren<br />

zu dem Schluß, daß der Maximalbedarf an Juristen<br />

3,7 mal so hoch sei wie der Minimalbedarf. 26 Einer 1978 publizierten<br />

Studie zum Akademikerbedarf in Baden-Württe<strong>mb</strong>erg zufolge, wird —<br />

je nach gewählter Modellvariante — das Angebot an Hochschulabsolventen<br />

den Bedarf zwischen 108 Prozent <strong>und</strong> 363 Prozent innerhalb von<br />

15 Jahren abdecken. 27<br />

— Viele zunächst als Fortschritte der Bedarfsprognostik gefeierte neue Vorgehensweisen<br />

erweisen sich bei näherem Hinsehen nicht viel weniger kritikanfällig<br />

als einfachere Verfahren. So wird bei der Aufnahme von Substitutionskorridoren,<br />

wie es das Institut für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung<br />

betreibt, die Substitution der Vergangenheit in ähnlicher Weise zur Norm<br />

für die Zukunft erhoben, wie dies nach der Kritik des „Strukturfatalismus"<br />

die typische Schwäche des klassischen MRA ist. Auch ist die Ergänzung von<br />

Prognosestudien mit Hilfe von Betriebsumfragen über den Qualifikationsbedarf<br />

problematisch, weil die Befragten mit der Einschätzung des Qualifikationsbedarfs<br />

in der Regel überfordert sind.<br />

— Die Ansätze zur Überwindung der methodischen Schwächen der traditionellen<br />

Prognosen gehen fließend in gr<strong>und</strong>legende Kritik der Prognose-Konzepte<br />

über. Der sogenannte „Integrationsansatz" zum Beispiel, den Riese<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter 28 Anfang der siebziger Jahre wählten, stellt im Gr<strong>und</strong>e das<br />

Konzept des „Bedarfs" an Bildung auf den Kopf, indem er nach Ausdeh-<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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