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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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70 bis 90 % bei Meinungsumfragen. Nur sehr begrenzt kann von einer Delegitimierung<br />

des Militärs in der B<strong>und</strong>esrepublik gesprochen werden. Sie<br />

zeigt sich in Protesten <strong>und</strong> Aktivitäten von Minderheiten von Schutzbefohlenen.<br />

Zu anderen genannten Organisationen muß ein kurzer Verweis genügen:<br />

Rene König hat 1979 die Rolle multinationaler Konzerne untersucht. Danach<br />

kann von einer Enthierarchisierung hier keinesfalls die Rede sein.<br />

Es gibt also auch eine Reihe von Organisationen, die sich (noch?) auf<br />

der von Weber vorhergesagten Linie entwickeln. Hier laufen in der Tat Prozesse<br />

der Ägyptisierung von Handlungszusammenhängen ab. Ihre wesentlichen<br />

Merkmale gegenüber den durch Enthierarchisierung gekennzeichneten<br />

Organisationen sind:<br />

— Der Apparat akzeptiert Führung <strong>und</strong> führt aus. Verhandlungen finden<br />

nicht statt.<br />

— Die Mehrheit der Beherrschten zeigt keine Unterstützung oder Sympathien<br />

für Aktionen von opponierenden Minderheiten.<br />

In der Bilanz scheint sich allerdings in der Mehrzahl der <strong>gesellschaftliche</strong>n<br />

Handlungszusammenhänge die Tendenz zur Enthierarchisierung<br />

durchzusetzen.<br />

Wie sind die unterschiedlichen Entwicklungen in den verschiedenen<br />

Handlungszusammenhängen zu erklären? Zwei hervorstechende Trends in<br />

der Entwicklung zur Moderne sind ursächlich:<br />

1. ein Trend zur Leistungsangleichung,<br />

2. ein Trend zum Individualismus.<br />

Selbstverständlich treten Abweichungen, auch als Muster von den Trends<br />

auf, <strong>und</strong> es gibt Unebenheiten in den Trends, aber die generellen Trendlinien<br />

sind unübersehbar. Ich möchte hier nur einen Trend, die Leistungsangleichung,<br />

besprechen.<br />

Zunehmende formale Rationalisierung nicht nur von Herrschaft, sondern<br />

auch von allen anderen Handlungszusammenhängen, führte zu einer<br />

Leistungssteigerung, zu besseren Ergebnissen. Denn formale Rationalität<br />

führt zu immer effizienterer Planung, Anlage <strong>und</strong> Durchführung von Prozessen<br />

der Arbeit, Verwaltung, Sozialisation, Sinnstiftung, Verteidigung oder<br />

Verwahrung. Voraussetzung ist allerdings oben <strong>und</strong> unten die Bereitschaft<br />

<strong>und</strong> Fähigkeit zu <strong>und</strong> die Erbringung von Leistungen.<br />

Für die Akteure oben wie unten hatte das eine in ihren Folgen nicht bedachte<br />

Konsequenz: Wer mehr leistet, der wird auch wichtiger; wer wichtig<br />

ist, den hört man auch an, dessen Vorschläge, Wünsche, Verlangen werden<br />

beachtet, <strong>und</strong> damit haben diese Akteure auch Einfluß. Kurz: „Wer die<br />

Arbeit tut, hat den Einfluß", wie Weber einmal bemerkte.<br />

Das gilt in mehrfacher Hinsicht. Einmal von oben: Wer überhaupt Situationen<br />

anbietet, in denen Leistungen von anderen erbracht werden können,<br />

hat schon Einfluß. So hat Dahrendorf (1982, S. 26) recht, wenn er für moderne<br />

Gesellschaften meint, daß „Arbeit (<strong>und</strong> das heißt: Arbeitsplatzangebot,<br />

H.H.) zumindest auch ein Herrschaftsinstrument ist. Wenn sie ausgeht,<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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