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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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Die Ausdehnung moderner Technologien über die Subsystemgrenzen<br />

hinaus — diese Tendenz wird meist als „Großtechnologie" angesprochen —<br />

vergrößert das Spektrum der betroffenen Bereiche sowie der mit ihr in Beziehung<br />

kommenden Akteure. Am Projekt der Breitbandverkabelung sind<br />

nicht nur unterschiedliche Anbieter-, Anwender- <strong>und</strong> Entscheider-Akteure<br />

beteiligt (Mettler-Meibom 1983), sie differenzieren sich noch weiter in<br />

profitierende <strong>und</strong> auskonkurrierte Industriefraktionen <strong>und</strong> in fördernde,<br />

reformierende oder boykottierende Politikfraktionen.<br />

Angesichts solcher Interessenvielfalt ist die Durchsetzung nur einer<br />

Logik nicht nur unwahrscheinlich, sondern führt geradezu den Mißerfolg<br />

herbei. Es scheinen sich vielmehr korporatistische Zwischengremien als<br />

<strong>gesellschaftliche</strong> Orientierungsinstanzen herauszubilden, in denen durch<br />

die Koordination der reflexiven Strategien zentraler Akteure der erhöhten<br />

Interdependenz Rechnung getragen wird.<br />

Als These fassen wir zusammen:<br />

These 6: Der zeitlich verlängerte <strong>und</strong> der grenzüberschreitende Charakter moderner<br />

Technologie<strong>entwicklung</strong> hat die Zahl der sozialen Instanzen <strong>und</strong> der sozialen<br />

Akteure so sehr vermehrt, daß die Steuerung von außen über eine Logik<br />

immer unwahrscheinlicher <strong>und</strong> durch eine „reflexiv koordinierte Selbststeuerung"<br />

abgelöst wird.<br />

Dieser Strategietyp muß sowohl die konfliktreiche Verflechtung der Rationalitätsmuster<br />

miteinander als auch die reflexive Antizipation der anderen<br />

Akteurstrategien einbeziehen können, um angesichts der gesteigerten Interdependenz<br />

<strong>und</strong> Kontingenz Technologie<strong>entwicklung</strong> orientieren zu können.<br />

Unsere Ausführungen lassen sich in der These resümieren:<br />

These 7:<br />

Moderne Technologie<strong>entwicklung</strong> kann nur dadurch industriell strategisch<br />

orientiert werden, daß ihrem Charakter als Forschung durch eine reflexiv<br />

organisierte Autonomie ihres Erzeugungsprozesses Rechnung getragen wird.<br />

Während bei der Funktionalisierung der Forschung ihre Leistung beschränkt<br />

würde, wird bei gelungener reflexiv organisierter Interdependenz gerade durch<br />

die wechselseitige Begrenzung der Handlungsspielräume eine gemeinsame<br />

Leistungssteigerung möglich: in diesem Fall die der ökonomischen Effizienz<br />

<strong>und</strong> der wissenschaftlichen Innovativität.<br />

LITERATUR<br />

Barnes, B., 1982: „The Science-Technology Relationship: A Model and A Query."<br />

Social Studies of Science, Vol 12.<br />

Bell, D.,: 1985: Die nachindustrielle Gesellschaft, (Erstveröff. 1973) Frankfurt/New<br />

York.<br />

Böhme, G., van den Daele, W., Krohn, W., 1978: „Die Verwissenschaftlichung von Technologie."<br />

In: G. Böhme et. al.: Die <strong>gesellschaftliche</strong> Orientierung des wissenschaftlichen<br />

Fortschritts, Frankfurt.<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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