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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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Entwicklung <strong>und</strong> Diskontinuität<br />

EINLEITUNG<br />

Georg Elwert<br />

Die Modernisierungstheorie ging von einem kontinuierlichen Wachstumsprozeß<br />

aus. Die groben Indikatoren, wie zum Beispiel Bevölkerungswachstum,<br />

sprachen dafür. Die Ethnographie vorindustrieller Gesellschaften<br />

schien klar die Differenzen zu den entwickelten Gesellschaften zu zeigen:<br />

geringe Komplexität, vor-rationales Denken <strong>und</strong> Wirtschaften <strong>und</strong> geringe<br />

Leistungsmotivation. Damit schienen die Bedingungen der Entwicklung klar<br />

zu sein. Es galt, die Mentalitäten zu ändern, die Selbstversorgungswirtschaft<br />

zu verdrängen <strong>und</strong> durch neue Institutionen die Komplexität zu steigern.<br />

Die hierauf gründenden Entwicklungstheorien des West- wie des Ostblocks<br />

scheiterten jedoch in der Entwicklungspraxis der armen Länder.<br />

Ausgehend von empirischer Forschung in der Dritten Welt <strong>und</strong> ebenso<br />

von historischen Forschungen <strong>und</strong> wirtschaftssoziologischen Forschungen<br />

zur industriellen Entwicklung wurde nun gefragt, ob die Formen des Wirtschaftens<br />

in der Dritten Welt <strong>und</strong> in bestimmten Bereichen der europäischen<br />

Geschichte nicht einer eigenen Rationalität — der Sicherheitsrationalität<br />

— unterliegen, ob geringe Leistungsmotivation <strong>und</strong> vor-rationales<br />

Denken nicht Forschungsartefakte seien, die Formen des passiven Widerstands<br />

falsch interpretierten. Eine Neuinterpretation der europäischen Industrialisierungsgeschichte<br />

ergibt, daß der sog. Dualismus traditionaler <strong>und</strong><br />

moderner Sektoren keineswegs nur die unter-entwickelten Länder auszeichnet,<br />

sondern auch ein Strukturmuster europäischer Entwicklung ist.<br />

So wurden die Umrisse eines Bündels neuer Entwicklungstheorien deutlich.<br />

Sie heben hervor, daß Komplexität nicht kontinuierlich zunimmt,<br />

sondern daß umfassende Reduktionsprozesse zu strukturellen Vereinfachungen,<br />

wie dem Ware-Geld-Prinzip, der modernen Verwaltung <strong>und</strong> der<br />

schriftlichen Kommunikation führen <strong>und</strong> damit erst den Aufbau neuer<br />

Komplexität ermöglichen. Nicht nur „kapitalistische Entwicklung" als<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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