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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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DIE HEUTIGEN GESELLSCHAFTLICHEN SYNDROME<br />

DER OSTEUROPÄISCHEN GESELLSCHAFTEN UND<br />

ENTWICKLUNGSALTERNATIVEN<br />

András Hegedüs<br />

Die Möglichkeit sowohl der retrospektiven als auch der voraussehenden,<br />

prognostischen Analyse hängt mit den konkreten Beziehungen der Gesellschaft,<br />

in der der Soziologe lebt <strong>und</strong> tätig ist, zusammen. So muß man,<br />

wenn man die heutige Lage der osteuropäischen Soziologie verstehen will,<br />

von den osteuropäischen Verhältnissen ausgehen.<br />

Bis Stalins Tod dominierte ein rigid monolithisches System mit offiziellen<br />

Thesen über die <strong>gesellschaftliche</strong>n Beziehungen, welche in keiner Weise<br />

mit der konkreten Wirklichkeit übereinstimmten. In der stalinistischen Periode<br />

wurde dadurch in allen osteuropäischen Ländern eine scharfe Feindseligkeit<br />

gegen die Soziologie begründet. Schon am Anfang der Entfaltung<br />

dieser Systeme gab es überall Konflikte zwischen Machthabern <strong>und</strong> Soziologen.<br />

Ein typisches Beispiel dafür war der Konflikt zwischen Lenin <strong>und</strong><br />

Sorokin, dem beruhtem Soziologen von St. Petersburg. Diese Konflikte<br />

hatten dann überall eine totale Repression gegenüber der Soziologie als einer<br />

sogenannten bürgerlichen Gesellschaftswissenschaft zur Folge.<br />

In den Reformen der ersten Jahre des 60er Jahrzehnts begann die<br />

Renaissance der Soziologie. Allmählich gewann die sogenannte marxistische<br />

Soziologie an Raum, obwohl sie anfangs nur einen äußerst geringen Spielraum<br />

hatte. Offiziell wurde sie als ein spezifischer Bereich der marxistischen<br />

Gesellschaftswissenschaften behandelt, der der marxistischen Philosophie<br />

unterworfen ist. Die meisten Soziologen nahmen anfangs diese Enge an Bewegung<br />

prinzipiell an, da sie von ihnen als eine notwendige Voraussetzung<br />

für eine Wiederbelebung ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit betrachtet wurde.<br />

Aber die praktische soziologische Analyse erwies immer öfter die Fragwürdigkeit<br />

der offiziellen Thesen über die bestehenden <strong>gesellschaftliche</strong>n<br />

Verhältnisse; durch die kritischen soziologischen Untersuchungen wurden<br />

mehr <strong>und</strong> mehr offizielle Thesen nicht verifiziert, sondern falsifiziert. Durch<br />

diese Situation kam es zu verschiedenen Konflikten zwischen den Machthabern<br />

<strong>und</strong> einem Teil der Soziologen. In diesem Konflikt bildeten sich, als<br />

spezifische Antworten der Soziologie auf diesen Konflikt, die verschiedenen<br />

Richtungen der Soziologie aus.<br />

Man kann drei Hauptrichtungen unterscheiden:<br />

Die stärkste Richtung mit einer bedeutenden staatlichen Unterstützung<br />

ist die apologetische marxistische Soziologie. Sie durchbricht den erwähnten<br />

engen Rahmen nicht, obwohl sie ihn natürlich auszuweiten bestrebt ist.<br />

Diese Soziologie pflegt besonders gute Beziehungen mit der westlichen So-<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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