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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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die sich auch auf der Ebene der Wertdispositionen auffinden lassen. In<br />

15<br />

solchen Unterschieden kommen zunächst Abschattierungen in den Ausprägungen<br />

<strong>und</strong> Wirkungen der in meiner Hypothesenliste erwähnten Faktoren<br />

zur Geltung. Es kann keinen Zweifel daran geben, daß das jeweilige Gewicht<br />

der von mir erwähnten Distanzierungs-, Freisetzungs- <strong>und</strong> Entlastungsformen<br />

z.B. vom Charakter des Lehrstoffs <strong>und</strong> von der Art seiner Aufbereitung<br />

<strong>und</strong> Behandlung beeinflußt wird. Ein Fach, das viele Praktika aufweist,<br />

hat andere Sozialisationsfolgen als ein reines Theorie- oder Lektürefach.<br />

Es kommen an dieser Stelle aber unvermeidlich weitere Faktoren wie<br />

der jeweilige Charakter des Lehrpersonals <strong>und</strong> der qualitative „Geist" von<br />

Bildungsinstitutionen ins Spiel. Faktoren solcher Art bringen wiederum<br />

16<br />

— aufgr<strong>und</strong> ihrer Bedeutung für das „Image" von Bildungsinstitutionen —<br />

Folgen für die Auslese bestimmter Schüler- <strong>und</strong> Studententypen mit sich.<br />

Das alles sind Dinge, die von der Schul- <strong>und</strong> Hochschulsozialisationsforschung<br />

mit ausreichender Dichte <strong>und</strong> Stringenz erforscht worden sind <strong>und</strong><br />

die jeder, der sich ein wenig auskennt, aus eigener Erfahrung bestätigen<br />

kann. Ihre systematische Bedeutung darf nun allerdings auch wiederum<br />

nicht überschätzt werden. Sie modifizieren zwar das allgemeine Bild, das<br />

ich in meiner Hypothesenliste einzufangen versucht habe, aber sie bestimmen<br />

es nicht — solange jedenfalls nicht, wie das Globalthema „Bildung<br />

<strong>und</strong> Wertewandel" in unreduzierter Gr<strong>und</strong>sätzlichkeit im Blick behalten<br />

wird. In dem Augenblick, in welchem man dieses Globalthema weicher<br />

oder auch spezialisierter angeht, können sich diese Dinge natürlich in den<br />

Vordergr<strong>und</strong> schieben. Dies ist — im Unterschied zur Wertforschung — sehr<br />

weitgehend in den bisherigen Arbeiten der Schul- <strong>und</strong> Hochschulsozialisationsforschung<br />

der Fall gewesen, welche sich speziell mit Schülern <strong>und</strong> Studenten<br />

beschäftigt hat, <strong>und</strong> welche daher zwangsläufig eine geschärfte Wahrnehmungsfähigkeit<br />

für die zwischen ihnen bestehenden Unterschiede <strong>und</strong><br />

deren Bedingungen entwickelt hat. Im Rahmen der von mir gewählten Behandlungsperspektive,<br />

die durch das Allgemeinthema „Bildung <strong>und</strong> Wertwandel"<br />

bestimmt ist, kann dagegen dem überwiegenden Teil der Ergebnisse<br />

dieser ertragreichen Forschungsrichtung nur ergänzende Aussagekraft<br />

zukommen. Ich sage dies sehr ausdrücklich, um unproduktive Mißverständnisse<br />

auszuschließen.<br />

Ich möchte in einer weiteren ergänzenden Bemerkung auf etwas zurückkommen,<br />

was ich meinen Hypothesen in der vorhergehenden „Basis- <strong>und</strong><br />

Leithypothese" vorangestellt hatte. Ich sagte dort, daß Bildung eine „Disposition"<br />

für Wertänderungen erzeuge, daß deren Realisierung <strong>und</strong> Ausschöpfung<br />

aber an das Vorhandensein „interagierender" <strong>gesellschaftliche</strong>r<br />

Außenbedingungen geknüpft sei.<br />

Wir können uns an dieser Stelle nur sehr abgekürzt mit der bislang noch<br />

nicht behandelten Frage beschäftigen, was unter diesen „Außenbedingungen"<br />

zu verstehen ist. Nach alledem, was in der Wertforschung darüber bisher<br />

auszumachen war, handelt es sich hierbei einerseits um das jeweilige<br />

<strong>gesellschaftliche</strong> „Wertklima", d.h. also um die Summe derjenigen Wert-<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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