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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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ZUR DYNAMIK UND POTENTIALITÄT STÄDTISCHER<br />

LEBENSFORMEN<br />

Karl-Dieter<br />

Keim<br />

Die Herlynsche Zwischenbilanz hinterläßt eine ganze Reihe von A<strong>mb</strong>ivalenzen.<br />

Wir sind weit entfernt von einer klaren Vorstellung darüber,<br />

wie die beobachtbaren städtischen Symptome zu interpretieren wären.<br />

Das gilt für jene Prozesse, die häufig als Segregation oder als Parzellierung<br />

bezeichnet werden. Das gilt für die Frage, welche Bedeutung bei der künftigen<br />

städtischen Entwicklung den örtlichen Lebenszusammenhängen beizumessen<br />

ist. Das gilt vollends für die Frage, inwieweit wir soziologisch<br />

von städtischen Besonderheiten sprechen können, die innerhalb der gesamt<strong>gesellschaftliche</strong>n<br />

Prozesse einen spezifischen Beitrag leisten.<br />

Ich möchte angesichts dieser Einschätzung der Versuchung widerstehen,<br />

die prospektiven Möglichkeiten der Stadt<strong>soziologie</strong> in eine Form<br />

zu kleiden, die inzwischen modisch zu werden scheint: in Szenarios, in<br />

alternative Entwürfe der zukünftigen Stadt. Wir sind mit solchen Aktivitäten,<br />

ob wir dies wollen oder nicht, Mitwirkende bei der Definition <strong>und</strong><br />

Durchsetzung von Bedeutungen, von einem Bild der Stadt. Unverkennbar<br />

gehen in solche Szenarios Ad-hoc-Aussagen, administrativ produzierte<br />

Daten <strong>und</strong> selektive Sichtweisen ein. Das muß dann als problematisch<br />

empf<strong>und</strong>en werden, wenn ohne historische Langsicht <strong>und</strong> ohne den Prozeß<br />

einer distanznehmenden Theoriebildung Vorhersagen versucht werden.<br />

Mein Vorschlag ist daher, an die Frage nach der Zukunft städtischer<br />

Lebenszusammenhänge nicht prognostisch, sondern als Konzeptualisierung<br />

einer Forschungsperspektive heranzugehen. Ich möchte einige Überlegungen<br />

vortragen, wie die Soziologie sich vom künftigen städtischen Leben<br />

einen Begriff machen kann. Diese Absicht bedarf sowohl empirisch gehaltvoller<br />

Konzepte als auch einer normativen Orientierung. Zu beidem gibt<br />

es Entwürfe, insbesondere von französischen <strong>und</strong> englischen Autoren.<br />

Wenn ich ihnen weitgehend folge, so vor allem deshalb, weil sie uns trotz<br />

zum Teil unterschiedlicher städtischer Problemstrukturen in Frankreich<br />

oder England wichtige Impulse zu geben vermögen — Impulse, die von<br />

breiteren Theoriezusammenhängen <strong>und</strong> von der Suche nach synthetischen<br />

Begriffen gekennzeichnet sind. Die Bearbeitung zerstückelter, oft vordefinierter<br />

Fragestellungen anhand einer ausufernden Begrifflichkeit weicht<br />

insoweit einer eher ganzheitlichen Zugangsweise. Die Kategorie des „Lebenszusammenhangs"<br />

könnte dazu ein geeignetes Hilfsmittel sein.<br />

Der Wunsch, städtische Prozesse nicht nur analysierend nachzuvollziehen,<br />

sondern ihre verborgenen Widersprüche, Spannungsmomente <strong>und</strong><br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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