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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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nen nicht zu übersehen: Mit Projektionen im Sinne schlichter Prolongationen<br />

vergangener Trends, früher dort durchaus hoffähig, gibt sich heute<br />

kaum noch jemand zufrieden. So werden bei Prognosen vom Typ der indikativen<br />

Vorausschätzung die mathematisch-statistischen Trendverlängerungen<br />

zumeist in theoretische <strong>und</strong> empirisch-qualitative Erwägungen eingebettet<br />

<strong>und</strong> insofern relativiert; das bedeutet einen Gewinn an Realitätsnähe.<br />

Und bei Prognosen in der Form von hypothetischen Szenarien wird auf<br />

exakte Vorausberechnungen von Verlauf <strong>und</strong> Zeitpunkt künftiger Ereignisse<br />

häufig ganz verzichtet, <strong>und</strong> man beschränkt sich darauf, Gefahrenpunkte<br />

<strong>und</strong> Grenzwerte der Entwicklung zu benennen; dies kann durchaus<br />

nützliche Anregungen für effektive Problemlösungen erbringen. Dennoch<br />

konnten diese Ansätze für uns kein Modell sein. Zu sehr sind sie immer<br />

noch durch ein auffälliges Mißverhältnis zwischen nicht nachvollziehbaren<br />

oder nicht nachprüfbaren Annahmen einerseits <strong>und</strong> der beanspruchten Aussagegenauigkeit<br />

andererseits gekennzeichnet. Es bleibt ein Unbehagen, weil<br />

pauschale Statements <strong>und</strong> fragwürdige empirische Annahmen mit detailliertesten<br />

quantitativen Aussagen ko<strong>mb</strong>iniert werden.<br />

Daß sie der Magie der Quantifizierung erliegen könnte, ist gewiß nicht<br />

das Problem der Industrie<strong>soziologie</strong>. Doch wo sind unsere Chancen, es<br />

besser zu machen? Wer als Industriesoziologe sein Handwerk einigermaßen<br />

gelernt hat, kann vielleicht einen gewissen Realitätssinn für sich in Anspruch<br />

nehmen, der ihn die Vielfältigkeit <strong>und</strong> Widersprüchlichkeit sozialer<br />

Phänomene in der Industrie halbwegs deutlich sehen läßt. Das Gesetz<br />

der komparativen Kostenvorteile nutzend, war es folglich unser Bemühen,<br />

bei der Vorbereitung unserer Antizipation sehr genau hinzuschauen <strong>und</strong> die<br />

Lösung gerade nicht auf dem Wege der Glättung <strong>und</strong> der Handhabbarmachung<br />

der industriellen Wirklichkeit für Modellzuordnungen zu suchen.<br />

Unsere Aussagen beruhen auf in cross examination gewonnenen Informationen.<br />

Sie sollen sein: Zusammenfassung <strong>und</strong> Verdichtung eines reichhaltigen<br />

Datenmaterials zu einem integrierten Konzept; ein die Widersprüche<br />

austragender Gesamteindruck, der sich in Form von Evidenzargumenten<br />

aus unserem Material dokumentieren läßt <strong>und</strong> der sich mit unseren theoretischen<br />

Kenntnissen zumindest zu einem plausiblen Bild zusammenfügt.<br />

Was wir anstrebten waren transparente, nachvollziehbare Gesamtinterpretationen.<br />

So viel zu der methodischen Plattform, die wir uns zusammengezimmert<br />

haben, um einen Blick auf die Zukunft der Industriearbeit werfen zu<br />

können. Nun die Aussicht selbst in Kurzbeschreibung. In den restlichen<br />

sieben Punkten wollen wir die Entwicklung der, sagen wir, nächsten zehn<br />

Jahre umreißen.<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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