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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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— wissenschaftliche Beherrschung von Naturprozessen in einem industriellen<br />

Rahmen;<br />

— Anwendung von bürokratischen Organisationsprinzipien bei der Planung,<br />

Erzeugung <strong>und</strong> Nutzung entsprechender Technologien;<br />

— Ausdifferenzierung einer Vielzahl von technischen Einzelelementen <strong>und</strong><br />

Arbeitsvorgängen <strong>und</strong> deren Integration zu einer Systemstruktur;<br />

— Verschränkung <strong>gesellschaftliche</strong>r Subsysteme (Politik, Wirtschaft, Wissenschaft)<br />

bei der Erzeugung solcher Technologien;<br />

— Verlust konkreter Zuschreibung von Verantwortlichkeit.<br />

Der Titel dieses Beitrags faßt in eine Formel, was vielen Leuten dabei am<br />

meisten auffällt: die augenscheinlich unangreifbare Eigendynamik technologischer<br />

Entwicklungen <strong>und</strong> die umfassenden <strong>gesellschaftliche</strong>n Kontroversen,<br />

die sie auslösen.<br />

Ein drittes Phänomen ist der mythenbildende Charakter moderner<br />

Technologien: Kernenergie, Mikroelektronik, Gentechnologie <strong>und</strong> ihre<br />

„Leitfossile" Reaktoren, Mikroprozessoren, Gene aus der Retorte geben für<br />

viele Leute mächtige Metaphern ab, Kristallisationskerne gewissermaßen für<br />

vielerlei <strong>gesellschaftliche</strong> Leitideen, Ängste <strong>und</strong> Hoffnungen, ja für umfassende<br />

Deutungen gegenwärtiger <strong>und</strong> künftiger Wirklichkeiten.<br />

Schaut man nach, wer sich in den Sozialwissenschaften mit großen<br />

technischen Systemen befaßt, dann sind das — soweit Soziologen beteiligt<br />

sind — neben einigen Wissenschaftssoziologen vor allem Forscher aus dem<br />

Bereich der Industrie<strong>soziologie</strong> <strong>und</strong> der sogenannten Technologiefolgenabschätzung<br />

(TA) (so z.B. Conrad 1983, Janshen u.a. 1981, Kruedener &<br />

Schubert 1983, Liao & Darby 1982, Paschen u.a. 1978, Rapp 1982, Ropohl<br />

u.a. 1978, Wynne 1975 u.v.a.). Von einer Kritik der TA wird im folgenden<br />

ausgegangen, in der Absicht, einen Analyseansatz <strong>und</strong> einige vorläufige<br />

Thesen zur wissenschaftlich-technischen Entwicklung zu formulieren,<br />

die das Konzept einer sozialwissenschaftlichen Technologiefolgenabschätzung<br />

ergänzen sollen.<br />

Theorie <strong>und</strong> Praxis der Technologiefolgenabschätzung greifen nach unserer<br />

Auffassung in mindestens dreierlei Hinsicht zu kurz:<br />

— Sie interessiert sich wenig für die wechselseitige Artikulation wissenschaftlicher<br />

<strong>und</strong> technischer Entwicklungen (Verwissenschaftlichung<br />

von Technik/Technisierung von Wissenschaft). Moderne Technik isi zunächst<br />

großwissenschaftlich ermögüchte <strong>und</strong> gesicherte Substitution vorgef<strong>und</strong>ener<br />

stofflich-natürlicher Prozesse durch konstruierte Prozesse. Man<br />

kann also moderne Technik kaum verstehen, wenn man die Bedingungen<br />

der Produktion wissenschaftlichen Wissens ausblendet (Knorr-Cetina 1981,<br />

Shruns 1984). Anders gesagt: Die TA arbeitet mit einem verkürzten Technikbegriff.<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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