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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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— Sie vernachlässigt die überbetrieblichen Formen, Strategien <strong>und</strong> Medien<br />

der Steuerung wissenschaftlich-technologischer Entwicklungen im Zusammenwirken<br />

<strong>und</strong> Gegeneinanderwirken politisch-administrativer, industrieller<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlicher Akteure (Horwitch 1979; dagegen Keck 1985,<br />

LaPorte 1984). Damit läßt sie diejenigen sozialen Prozesse weitgehend<br />

außen vor, die den äußeren Schein eines Selbstlaufs der Technik zu allererst<br />

erzeugen.<br />

— Sie erfaßt kulturelle Implikationen technischer Entwicklungen nur ungenügend.<br />

Die Substitutionsleistungen technischer Systeme müssen kulturell<br />

angeeignet werden; das kann gelingen oder mißlingen. In Gestalt einer Akzeptanz-<br />

oder Akzeptabilitätsforschung ist die TA dieser Frage auf der<br />

Spur, aber man kann nicht sagen, sie hätte geeignete Konzepte erarbeitet<br />

für die Analyse alltäglicher Widerstände <strong>und</strong> öffentlicher Debatten (gegebenenfalls<br />

<strong>gesellschaftliche</strong>r Diskurse), die dem Sinn, der Richtung, der Frage<br />

legitimer Kontrolle technischer Entwicklungen gelten (Bechmann &<br />

Wingert 1981, Douglas & Wildavsky 1982, Joerges u.a. 1985, Sachs 1985,<br />

Thompson 1983, Winner 1980, Wynne 1983).<br />

Ein weiterer Kritikpunkt kommt hinzu <strong>und</strong> bringt die genannten Defizite<br />

auf einen gemeinsamen Nenner: Technologiefolgenabschätzungen bleiben<br />

generell blind für die zeitlichen Verhältnisse der Technik<strong>entwicklung</strong>. Wie<br />

kommt es, daß einmal adoptierte technische Entwicklungslinien fast immer<br />

irreversibel sind? Wie kommt es, daß technische Entwicklungen gerechtfertigt<br />

werden können mit Bedürfnissen <strong>und</strong> Bewußtseinslagen, die mit Sicherheit<br />

von ihnen verändert werden? Wie kommt es, daß Probleme, die einer<br />

wachsenden Komplexität moderner Technik zugeschrieben werden, durch<br />

Techniken höherer Komplexität angegangen werden? Wie kommt es, <strong>und</strong><br />

was bedeutet es, daß zum selben Zeitpunkt, zu dem in den Labors von heute<br />

die entscheidenden Arbeiten für die Nachfolgetechnologien der Gentechnik<br />

gemacht werden, öffentliche Kontroversen sich an den Spätfolgen der<br />

Vorläufertechnologien entzünden? Wie interagieren verschiedene, aber zeitlich<br />

versetzte technische Entwicklungen?<br />

2. Vorschlag für einen vergleichenden Ansatz<br />

Eine Technikforschung, die über Technologiefolgenabschätzung hinausführt,<br />

sollte demnach mindestens zweierlei Dinge leisten:<br />

— Sie sollte sich auf zentrale <strong>gesellschaftliche</strong> <strong>und</strong> kulturelle Kategorien<br />

<strong>und</strong> Prozesse beziehen, von denen gesagt wurde, sie blieben in Technologiefolgenabschätzungen<br />

tendenziell ausgeblendet.<br />

— Sie sollte eine vergleichende Perspektive einnehmen, wobei der Vergleich<br />

sowohl auf Gemeinsamkeiten als auch auf Unterschiede zwischen<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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