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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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ieter- <strong>und</strong> Klienteninteressen sich als brüchig erweist. Die Dienstleistungsstrategie<br />

läßt sich dann nicht länger als gesellschaftspolitische Selbstdarstellung<br />

des Staates gegenüber den Bürgern nutzen. Ausweitung professioneller<br />

Dienstleistungen im Wissenschafts-, Bildungs-, Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialbereich<br />

vermag zur Mobilisierung von Wählerstimmen, zum positiven Bild<br />

vom Regierungsmehrheiten in der öffentlichen Meinung nichts mehr beizutragen,<br />

zumal wenn zu diesem Zweck Sozialabgaben <strong>und</strong> Steuern erhöht,<br />

die Bürger zum Konsumverzicht auf anderen Gebieten aufgefordert werden.<br />

Es ist daher kein Zufall, daß Deprofessionalisierung <strong>und</strong> Mobilisierung der<br />

Laien parallel zur Finanzkrise der Sozial- <strong>und</strong> öffentüchen Haushalte die<br />

Diskussion beeinflussen.<br />

Allerdings wird man bei einer realistischen Betrachtungsweise zugeben<br />

müssen, daß die Laienbewegung bisher jedenfalls eher zu einer Verschärfung<br />

des Krisenbewußtseins als zu einer tatsächlichen Veränderung der Machtbalance<br />

beigetragen hat. Eine Veränderung der Machtbalance ist nach meiner<br />

Einschätzung nur dann zu erwarten, wenn die Laienbewegung zum Bestandteil<br />

einer breiteren Politisierung in der Bevölkerung wird, die das Gefüge<br />

der parteien- <strong>und</strong> verbändestaatlichen Demokratie verändert sowie im<br />

Zuge einer solchen politischen Bewegung den Basisgruppen zu einer Institutionalisierung<br />

im Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialbereich verhilft .<br />

25<br />

Eine größere Wahrscheinlichkeit hat dagegen die Entwicklung für sich,<br />

bei der es zu einer Verschärfung in der Auseinandersetzung zwischen konfligierenden<br />

professionellen Eliten kommt. Die Mobilisierung der Laien<br />

diente dann der Durchsetzung <strong>und</strong> Machtsicherung neuer professioneller<br />

Eliten. Ein solcher Prozeß wird durch die Expansion im tertiären Bildungsbereich,<br />

also durch die Zunahme von professionellen Berufsanfängern bei<br />

gleichzeitiger Rigidität der Organisation professioneller Leistungen stark<br />

gefördert . Die hierdurch eingeleitete Selbstauflösung einer überkommenen<br />

professionellen Struktur begünstigt eine Verstärkung des staatlichen<br />

26<br />

Einflusses <strong>und</strong> bringt den Sozialabbau im öffentlichen Dienstleistungsangebot<br />

voran. Betroffen wären hiervon nicht allein die Professionen, sondern<br />

gleichermaßen die Verbände <strong>und</strong> Körperschaften, bei denen die Finanzierung<br />

des Sozialleistungsbereichs liegt, also die Sozialversicherungs- <strong>und</strong> die<br />

freigemeinnützigen Verbände. Verlierer bei einer solchen Machtverschiebung<br />

wären aber in jedem Falle die Klienten, die Laien .<br />

27<br />

Als Fazit unserer Überlegungen schält sich heraus,<br />

1. Der Laienbewegung fehlt eine ausreichende organisatorische <strong>und</strong> politische<br />

Basis, um die professionelle Dominanz wirksam zurückzudrängen <strong>und</strong><br />

die gesellschaftspolitische Planung zu beeinflussen.<br />

2. Die Laienbewegung ist stark genug, um die <strong>gesellschaftliche</strong> Legitimation<br />

der Professionen zu erschüttern. Sie verstärkt die durch die Bildungs<strong>und</strong><br />

Hochschulreform ausgelösten Wandlungsprozesse.<br />

3. Die umfassende Rolle des Selbsthilfeprinzips wird neue Formen des<br />

Wissenserwerbs (neben formaler Sozialisation autodidaktisches Lernen) <strong>und</strong><br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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