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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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<strong>und</strong> schnellen Wertwandel erlebten, während die Älteren langsamer <strong>und</strong> natürlich<br />

auch begrenzter „nachzogen". 4<br />

II.<br />

Soviel zu den angekündigten Aussagen zum Wertwandel, mit denen ich dieses<br />

sehr komplexe Phänomen in groben Strichen umreißen wollte.<br />

Das für das weitere Vorgehen wesentliche Appelldatum ist im Rahmen<br />

des augenblicklichen Themas natürlich die Tatsache, daß dem Merkmal<br />

„Bildungsniveau" — ungeachtet der gerade eben erwähnten Einschränkungen<br />

— im Hinblick auf die Erklärung der Wert<strong>entwicklung</strong> eine erstrangige<br />

Bedeutung zukommt. Wie groß diese Bedeutung ist, wird erkennbar, sobald<br />

man sich die Tatsache vor Augen führt, daß das Merkmal „Bildungsniveau"<br />

in Ko<strong>mb</strong>ination mit dem Merkmal „Lebensalter" — im Hinblick auf die Beeinflussung<br />

<strong>und</strong> Formung der Werte — das herkömmlicherweise dominierende<br />

Merkmal des sozio-ökonomischen Status (oder: der Schicht- <strong>und</strong><br />

Klassenzugehörigkeit) überr<strong>und</strong>et <strong>und</strong> relativiert hat. 5<br />

Es ist von daher nahegelegt, sich die Frage zu stellen, ob vielleicht bestimmte<br />

eingewurzelte Gr<strong>und</strong>vorstellungen herkömmlichen soziologischen<br />

Denkens aufgr<strong>und</strong> der <strong>gesellschaftliche</strong>n Entwicklung überholt sind, ob<br />

konkreter gesagt, vielleicht die „soziale Schichtung" als Inbegriff der von<br />

der Arbeitswelt ausgehenden <strong>und</strong> über die Familie vermittelten <strong>gesellschaftliche</strong>n<br />

Umstände die Menschen nur noch in abnehmendem Maße formt, ob<br />

sich vielleicht vor sie neue, dynamischere <strong>und</strong> in starkem Maße von der Bildungswelt<br />

beeinflußte Sozialisationsformen schieben, in denen der Kultursphäre<br />

Sozialisationsmacht zuwächst.<br />

Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß einer solchen Fragestellung<br />

auf der Ebene der gesellschafts- <strong>und</strong> kulturtheoretischen Betrachtung eine<br />

schlechthin entscheidende Bedeutung zukommt. Wendet man sich dieser<br />

Fragestellung mit dem für Details geschärften Blick des Empirikers zu, dann<br />

fallen allerdings sofort schwerwiegende Ungewißheiten ins Auge, von denen<br />

ihre Beantwortung umstellt zu sein scheint. Die im ersten Augenblick unbesehen<br />

plausibel erscheinende Tatsache eines „Zusammengehens" von Bildungsniveau<br />

<strong>und</strong> Wertwandel erscheint dann plötzlich unplausibel <strong>und</strong> erklärungsbedürftig.<br />

Wieso <strong>und</strong> auf welche Weise hängen denn eigentlich — so muß der Empiriker<br />

nämlich fragen — Bildungsniveau <strong>und</strong> Wertwandel überhaupt zusammen?<br />

Was ist es, das diese beiden Sachverhalte zusammenbringt? Und wofür<br />

steht der aus jeder Fragebogen-Soziographie geläufige Ausdruck „Bildungsniveau"<br />

im vorliegenden Zusammenhang? Steht er vielleicht für eine „Prägung"<br />

des Menschen durch Bildungsinstitutionen, die möglicherweise umso<br />

stärker <strong>und</strong> nachdrücklicher zur Geltung gelangt, je länger man sich in ihnen<br />

aufhält? Oder steht der Begriff etwa — das wäre eine gänzlich andersartige<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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