07.03.2014 Aufrufe

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

d) Im Bewußtsein dieser Einschränkung sehen wir aber Möglichkeiten,<br />

die Empirie gezielter als bisher üblich für Ergebnisse mit Voraussage-Status<br />

einzusetzen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Ex-ante-<br />

Empirie". Diese macht sich zwei theoretisch wie empirisch zweifelsfreie<br />

Tatbestände zunutze. Die Ungleichzeitigkeit von Rationalisierungsmaßnahmen<br />

<strong>und</strong> die (jedenfalls im Großunternehmen typische) Langfristigkeit<br />

von Rationalisierungsplanungen. Durch empirische Analyse von stilbildenden<br />

Rationalisierungen — das wären in Schumpeters Sprache die „neuen<br />

Ko<strong>mb</strong>inationen" im noch nicht abgeschlossenen Innovationsschub — sowie<br />

von darauf gerichteten längerfristigen Planungsmaßnahmen — „neue Ko<strong>mb</strong>inationen"<br />

im Status nascendi — läßt sich der Vorhang zur Zukunft ein<br />

Stückweit lüften. Zur uns interessierenden Frage, ob die gegenwärtige Rationalisierungsbewegung<br />

in den alten Bahnen verharrt oder ob sie den Duktus<br />

kapitalistischer Rationalisierung tangiert <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legend gewandelte<br />

Formen bewirkt, lassen sich also mit einer Ex-ante-Empirie Argumente beibringen.<br />

Entsprechend diesen vier Gr<strong>und</strong>überlegungen studierten wir die Verwertungsbedingungen<br />

zentraler Industriezweige im Hinblick auf die in ihnen<br />

enthaltenen Impulse für weitere Rationahsierungen. In allen Branchen<br />

stießen wir in der Tat auf Veränderungskonstellationen. Unser Programm,<br />

diese genau auszuloten, in Stichworten:<br />

— Genaue Ex-post-Analysen, bei denen wir auf unsere Empirie aus „Industriearbeit<br />

<strong>und</strong> Arbeiterbewußtsein" aufbauen konnten, verschafften<br />

uns Klarheit über bisher typische Lösungen.<br />

— Durch Adäquanzüberlegungen — inwieweit passen die alten Formen in<br />

die aktuelle Verwertungssituation? — gewannen wir Vorstellungen darüber,<br />

wo in den Betrieben heute die offenen Flanken liegen. Soweit wir<br />

dann auf konkrete Projekte, erprobte Modelle oder wenigstens seriöse<br />

Planungsvorhaben stießen, mit denen flankenschließende Intentionen<br />

verfolgt wurden, haben wir diese aufgenommen <strong>und</strong> weiter recherchiert.<br />

— In einer abschließenden Evaluation versuchten wir ein Urteil darüber zu<br />

gewinnen, inwieweit diese Maßnahmen plausible Antworten auf die<br />

heutigen Verwertungsprobleme darstellen. Bei einem positiven Bef<strong>und</strong><br />

sprechen wir von stilbildenden Rationalisierungen, d.h. von technischorganisatorischen<br />

Maßnahmen, die — nach vorne geschaut — eine große<br />

Diffusionschance besitzen <strong>und</strong> Spitze eines Eisbergs sein könnten, obwohl<br />

sie für die Realität der Betriebe heute noch nicht unbedingt bestimmend<br />

sind.<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!