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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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Gr<strong>und</strong>lage einer dauerhaften Erwerbschance gemacht werden — so wirtschaftsoziologisch<br />

Max Weber . Für die professionellen Dienstleistungen<br />

12<br />

dagegen wird ihre „Gesellschaftsorientierung" führend — so soziologischtheoretisch<br />

Talcott Parsons <strong>und</strong> die ihm hierin folgende Theorie der Profession.<br />

Die Ausdifferenzierung von Arbeitsleistungen zu Berufen, zu Pro­<br />

13<br />

fessionen zumal, die eine hohe <strong>gesellschaftliche</strong> Autonomie verkörpern<br />

<strong>und</strong> deren Leistungen anderen Menschen unmittelbar dienen, also persönliche<br />

Dienstleistungen sind, vermag im wesentlichen die Bedürfnisse der<br />

Leistungsempfänger abzudecken, weil die Professionen aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Expertenfunktionen diese Bedürfnisse besser kennen als Laien <strong>und</strong> klientenorientiert<br />

„selbstlos" handeln. Zu Recht hat Illich diese soziologische Annahme<br />

der Gleichsetzung von professionellen Anbieterinteressen mit Klienteninteressen<br />

als Trugschluß bezeichnet <strong>und</strong> als „radikales Monopol" kritisiert<br />

.<br />

14<br />

Den beiden Annahmen der Dienstleistungsstrategie setzen die Deprofessionalisierung<br />

<strong>und</strong> die Mobilisierung der Laien die Forderung entgegen, die Unabhängigkeit<br />

der Bedürfnisse gegenüber der bedarfsbestimmenden Interpretation<br />

der Professionen zu wahren. Sie decken die Grenzen der Dienstleistungsstrategie<br />

auf. Sie arbeiten die Divergenz von professionellen Anbieterinteressen<br />

<strong>und</strong> Interessen der Klienten heraus. Die Klienten beginnen ihre<br />

Bedürfnisse außerhalb des professionellen Dienstleitungsangebots selber im<br />

Wege der Selbsthilfe abzudecken.<br />

Sozialpolitische Planung <strong>und</strong> Mobilisierung der Laien<br />

Durchaus entsprechend evolutionstheoretischen Annahmen hat die Dienstleistungsstrategie<br />

zu einer Selbstthematisierung geführt. Gesellschaftspolitisch<br />

gesehen ist die Dienstleistungsstrategie ein selbstreflexiver Prozeß .<br />

15<br />

Denn sie bildet Gegenstand der Planung, für die im Dienstleistungsangebot<br />

eigene Institutionen eingerichtet <strong>und</strong> unterhalten werden: Bildungs- <strong>und</strong><br />

Hochschulplanung, Krankenhausbedarfsplanung, Kassenarztbedarfsplanung,<br />

Altenplanung, Planung von Sozialstationen usw. In den Planungen erfüllt<br />

sich zugleich die alte sozialistische <strong>und</strong> soziologische Hoffnung, daß die <strong>gesellschaftliche</strong><br />

Entwicklung nicht dem Selbstlauf oder dem Wirken anonymer<br />

Mechanismen überantwortet, sondern daß die Steuerung der <strong>gesellschaftliche</strong>n<br />

Entwicklung zum Gegenstand bewußten, rationalen Handelns<br />

werden soll. Die öffentliche Finanzierung der Dienstleistungen, ihre Angebotsformen<br />

als öffentliche <strong>und</strong> soziale Güter, geben solchen Erwartungen<br />

die materielle Gr<strong>und</strong>lage. Sie können sich in der planvollen Befriedigung<br />

wichtiger <strong>gesellschaftliche</strong>r Bedürfnisse verwirklichen.<br />

Der Anspruch der sozialpolitischen Planungen geht dahin, nicht nur das<br />

Angebot geordnet auf den Weg zu bringen <strong>und</strong> es gleichmäßig zu verteilen,<br />

sondern den Bedarf selbst zu planen. Da für den Bedarf jedoch keine ange-<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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