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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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<strong>und</strong> mit welchen Einschränkungen das Projekt im Betrieb angenommen<br />

wird.<br />

(2) Die Projekt-, Grob- <strong>und</strong> Feinplanung wird zunehmend in zeitlich befristeten<br />

Teams, häufiger unter Hinzuziehung von externen Syste<strong>mb</strong>eratern<br />

organisiert. Es werden aus den berührten Abteilungen Systemgruppen gebildet,<br />

die die zukünftigen Funktions-Kreisläufe des Systems widerspiegeln.<br />

In der Feinplanung bildet eine solche Systemgruppe bereits die Folie eines<br />

zukünftigen Arbeitszusammenhangs, der bisherige, rigidere Formen der<br />

horizontalen <strong>und</strong> vertikalen Arbeitsteilung partiell auflöst. Im Planungsprozeß<br />

selbst findet also Wissenstransfer von den beteiligten Mitarbeitern<br />

in das System wie auch Vermittlung von Systemwissen an die Mitarbeiter<br />

statt. Es findet darüber hinaus auch eine Aushandlung von funktionalen,<br />

positioneilen <strong>und</strong> sozialen Interessen statt. Die Aushandlung insbesondere<br />

der sozialen Interessen <strong>und</strong> ihre Bedeutung für die Systemeinführung <strong>und</strong><br />

Systemauslegung sind im Betrieb gr<strong>und</strong>sätzlich de thematisiert <strong>und</strong> sozialwissenschaftlich<br />

bisher wenig erforscht. Da der Entwurf <strong>und</strong> die strategische<br />

Planung solcher Systemkonzeptionen in kleinen Gruppen auf mittlerer<br />

<strong>und</strong> oberer Managementebene stattfindet <strong>und</strong> der Betriebsrat i.d.R. als<br />

anerkannter „Vertreter sozialer Interessen" davon ausgeschlossen ist, gibt es<br />

dabei auch keine Instanz, Kompetenz <strong>und</strong> Honorierung für das Einbringen<br />

sozialer Positionen.<br />

Wir vertreten die These, daß die gewachsenen Statuspositionen betrieblicher<br />

Gruppen gerade im traditionellen Maschinenbau das Veränderungspotential<br />

entscheidend beeinflussen. Entscheidungen werden maßgeblich nicht durch<br />

Rationalität <strong>und</strong> Überzeugung (rationales Entscheidungsmodell), sondern<br />

durch Blockieren, Verweigern, Verschleppen <strong>und</strong> Verlagern bestimmt (politisches<br />

Entscheidungsmodell, non-decision).<br />

In diesem 'Blockieren' drückt sich aber nicht nur ein diffuser „Skeptizismus"<br />

oder „Inflexibilität" aus, sondern auch das Interesse an der Erhaltung<br />

gewachsener <strong>und</strong> bewährter Schutzfunktionen, die von der angestrebten<br />

Reorganisation in Frage gestellt werden können. Die Abwägung des Nutzens<br />

der Managementkonzepte für den einzelnen gegenüber den bewährten,<br />

personenbezogenen Schutzmechanismen ist für die meisten betrieblichen<br />

Gruppen weder soweit geklärt noch so eindeutig, wie das in der Perspektive<br />

der fortschrittlichen Produktionskonzepte aufscheint. Wenn dieser soziale<br />

Aushandlungsprozeß negiert wird, bzw. in ihm kein Kompromiß gef<strong>und</strong>en<br />

wird, führt das zur Ineffektivität des Systems, zu Unzufriedenheit <strong>und</strong> z.B.<br />

zum Auseinanderfallen von offiziellen Plandaten <strong>und</strong> realem Arbeitsprozeß.<br />

D.h., daß das am Anfang stehende Managementkonzept sich in beiden Fällen<br />

nicht ungebrochen realisieren läßt.<br />

Wichtig für unseren Zusammenhang ist auf jeden Fall, daß mit diesen Aushandlungsprozessen<br />

auf mittlerer Politikebene ein Partizipationsfeld sich<br />

konturiert, das bisher noch von keiner der beteiligten Gruppen im Betrieb<br />

systematisch genutzt wird.<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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