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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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tionale Erklärungen" im Sinne Drays (1966, S. 118 ff.; 1975) bezeichnen<br />

kann 2 ,<br />

dann wird man feststellen, daß die erwähnten Autoren sich nicht ohne weiteres<br />

der einen oder anderen Seite zuordnen lassen. So orientieren sich auch<br />

jene Autoren, die für sich in Anspruch nehmen, Erklärungen zu erarbeiten,<br />

gleichwohl an der Konzeption einer verstehenden Soziologie <strong>und</strong> haben zudem<br />

mit deduktiv-nomologischen Erklärungen im strikten Sinne, nach dem<br />

die Explananda in Kausalerklärungen aus allgemeinen Gesetzen <strong>und</strong> Antezedensbedingungen<br />

logisch abzuleiten seien, wenig zu tun — weder auf der<br />

Ebene faktisch abgegebener Erklärungen noch auf programmatischer Ebene.<br />

Umgekehrt ist es nicht schwer nachzuweisen, daß auch solche Autoren,<br />

die von der Konzeption einer verstehenden <strong>und</strong> deutenden Beschreibung<br />

ausgehen, an Erklärungen interessiert sind. Wenn beispielsweise Clifford<br />

Geertz schreibt: „Unsere Aufgabe ist eine doppelte: Sie besteht darin, Vorstellungsstrukturen,<br />

die die Handlungen unserer Subjekte bestimmen ... aufzudecken<br />

<strong>und</strong> zum anderen ein analytisches Begriffssystem zu entwickeln,<br />

das geeignet ist, die typischen Eigenschaften dieser Strukturen ... gegenüber<br />

anderen Determinanten menschlichen Verhaltens herauszustellen" (1983,<br />

S. 39), dann werden hier deutlich Erklärungsinteressen artikuliert. Es geht<br />

darum, „Vorstellungsstrukturen" als „Determinanten menschlichen Verhaltens"<br />

im Vergleich zu anderen Determinanten zu analysieren.<br />

Es ist offenbar wichtig zu explizieren, was man meint, wenn man für<br />

oder gegen Erklärungen <strong>und</strong> Prognosen oder für oder gegen Kausalerklärungen<br />

in der Soziologie oder in der ethnographischen Forschung Stellung<br />

nimmt. Insbesondere: Was für Erklärungsbegriffe spielen eine Rolle, wenn<br />

nicht der deduktiv-nomologische? Ist es die Draysche Konzeption der „rationalen<br />

Erklärung" einzelner Handlungen, die eine enge Beziehung zu dem<br />

hat, was bei Max Weber mit Handlungs- <strong>und</strong> Motiv-Verstehen gemeint ist?<br />

Oder spielen andere Erklärungskonzepte eine Rolle: zum Beispiel ein weich<br />

gefaßtes Konzept der induktiv-probabilistischen Erklärung, wie es von Hempel<br />

als durchaus typisch für die Geschichtswissenschaft beschrieben wird<br />

(vgl. hierzu auch Donagan, 1975, S. 82 f.). In diesem Fall würden in die Erklärungen<br />

nicht allgemeine Gesetzesaussagen eingehen, sondern Verallgemeinerungen,<br />

die „ausgeprägte Tendenzen zum Ausdruck bringen, die man<br />

als überschlägige Wahrscheinlichkeitsaussagen formulieren kann" (Hempel,<br />

1972, S. 248; vgl. entsprechend Hempel, 1942, S. 41 f.).<br />

Oder spielen schließlich in qualitativen Untersuchungen Erklärungen<br />

eine Rolle, die sich Max Webers Auffassung von Kausalerklärungen in der<br />

Soziologie annähern? In diesem Fall würde es in qualitativen Studien um<br />

einen Kompromiß zwischen verstehenden <strong>und</strong> induktiv-probabilistischen<br />

Erklärungen gehen: Denn als „richtige kausale Deutung typischen Handelns"<br />

wird in den „Soziologischen Gr<strong>und</strong>begriffen" die Deutung beschrieben, in<br />

der sowohl Aussagen über mehr oder minder präzise formulierte statistische<br />

Zusammenhänge enthalten sind als auch Aussagen zur Verständlichkeit<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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