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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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EINLEITUNG<br />

Günter Albrecht<br />

Über viele Jahre hat die deutsche Öffentlichkeit <strong>und</strong> die staatlichen Sicherheitsorgane<br />

kein Thema so sehr beschäftigt wie der Terrorismus, der Sicherheit<br />

<strong>und</strong> Ordnung <strong>und</strong> das staatliche Gewaltmonopol so sehr herauszufordern<br />

schien, daß sich in der Gesellschaft der B<strong>und</strong>esrepublik gravierende<br />

Veränderungen einstellten. Dabei kam dem personellen, technischen <strong>und</strong><br />

organisatorischen Ausbau des staatlichen Kontrollapparates große Bedeutung<br />

zu, nicht zuletzt deshalb, weil er mit dem gleichzeitigen Aufbau von<br />

großen Informations- <strong>und</strong> Datensystemen in staatlicher Hand die Schrekkensvision<br />

vom totalen Überwachungsstaat auf den Plan rief. Sicher genauso<br />

problematisch waren jedoch die durch den Terrorismus <strong>und</strong> seine „politische<br />

Bewältigung" ausgelöste oder forcierte Änderung des politischen Klimas<br />

<strong>und</strong> die Einschränkung liberaler rechtsstaatlicher Prinzipien, die leider<br />

auch einige Jahre nach dem Höhepunkt terroristischer Aktivitäten nicht<br />

wieder vollständig rückgängig gemacht worden ist.<br />

Für die Diskussion der Frage, was der deutsche Terrorismus der 70er<br />

Jahre darstellte <strong>und</strong> wie man seine Entstehung <strong>und</strong> seine Verlaufsform zu<br />

erklären habe, die ja vom benachbarten Ausland trotz scheinbar ähnlicher<br />

Ausgangslage deutlich abwich, sollten sozialwissenschaftliche Forschungsergebnisse<br />

eigentlich eine zentrale Rolle spielen. Längere Zeit fehlte es jedoch<br />

an gr<strong>und</strong>legenden sozialwissenschaftlichen Studien über den deutschen<br />

Terrorismus. Die Soziologen zeigten eine sehr ausgeprägte Berührungsangst<br />

gegenüber diesem eminent wichtigen Phänomen <strong>und</strong> ließen sich<br />

erst durch das verlockende Angebot großzügiger staatlicher Auftragsforschung<br />

aus der Reserve locken. Seit ca. 3 Jahren sind nun mehrere umfassende,<br />

vom B<strong>und</strong>esminister des Inneren in Auftrag gegebene Studien unter<br />

dem Sammeltitel „Analysen zum Terrorismus" (vgl. Baeyer-Katte, Ciaessens,<br />

Feger <strong>und</strong> Neidhardt 1982; Fetscher <strong>und</strong> Rohrmoser 1981; Jäger,<br />

Schmidtchen <strong>und</strong> Süllwold 1981; Matz <strong>und</strong> Schmidtchen 1983; Sack <strong>und</strong><br />

Steinert 1984) erschienen, die von unterschiedlichen theoretischen Standpunkten<br />

<strong>und</strong> aus unterschiedlichem Gesichtswinkel die Problematik des<br />

Terrorismus zu erhellen versuchen. Die Analysen reichen von der Untersuchung<br />

der ideologischen Gr<strong>und</strong>lagen der Terroristen, über detaillierte<br />

Erforschung der Lebensläufe von Terroristen, die exakte Rekonstruktion<br />

der Gruppenprozesse bei der Entstehung, Verfestigung <strong>und</strong> Auflösung<br />

terroristischer Gruppen, die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen<br />

<strong>gesellschaftliche</strong>n Bedingungen <strong>und</strong> Legitimität in der B<strong>und</strong>esrepublik bis<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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