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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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darin, die Zugehörigkeit zur neuen Weltsicht als das Ergebnis einer Konversion<br />

zu interpretieren. In diesem Sinne ist der Zugang zu Weltanschauungsgruppen<br />

als Konversion institutionalisiert. Wie es als selbstverständlich gilt,<br />

einem Sportverein durch schlichtes Ausfüllen eines Formulars <strong>und</strong> Zahlung<br />

einer Gebühr beizutreten, so gilt es als angemessen <strong>und</strong> ist daher auch für<br />

andere verstehbar, zu einer Weltsicht <strong>und</strong> der sie tragenden Gemeinschaft<br />

in Form einer als Konversion erlebten Wandlung Zugang zu finden.<br />

In dieser Perspektive löst sich eine Schwierigkeit jener zahlreichen, in<br />

der Literatur beschriebenen Konversionsmodelle, die diese aus dem Zusammenwirken<br />

verschiedener situativer <strong>und</strong> personaler Faktoren hervorgehen<br />

lassen. Deren empirische Variation erweist sich immer wieder als unüberwindliches<br />

Hindernis bei dem Versuch der Formulierung generalisierter<br />

Faktorenmodelle. Versteht man aber den zuvor geschilderten Ablauf als<br />

typologische Verdichtung, als angemessene Institutionalisierung des Zugangs<br />

zu Weltanschauungsgruppen, wird verständlich, warum die Schilderungen<br />

der Mitglieder dieser Gruppen über ihren Zugang so konstant <strong>und</strong><br />

gleichförmig mit dem Typus der Konversion folgen, gleichviel wie groß die<br />

Variation der sonst ins Spiel kommenden Faktoren sein mag. Man darf sich<br />

hier nicht durch den die Spontaneität betonenden Sprachstil täuschen lassen:<br />

Diese Schilderungen folgen einem institutionalisierten Muster, das sich<br />

typologisch <strong>und</strong> in seiner funktionalen Bedeutung nachzeichnen läßt, auch<br />

dann, wenn die Konvertiten ihre Wandlung als hochindividualisierten, inneren<br />

Vorgang erleben <strong>und</strong> schildern.<br />

Damit breche ich hier diese Skizze ab, um noch einmal auf meinen anfangs<br />

formulierten Vorschlag zurückzukommen, in der empirischen religionssoziologischen<br />

Forschung am Beginn pragmatische Entscheidungen zu treffen.<br />

Die Schlußfolgerung ist nun simpel: Folgt man der theoretischen Religions<strong>soziologie</strong>,<br />

wie ich es hier tue, bezeichnet also die Ordnungsdimension von<br />

Weltsichten (sowohl in ihrer objektivierten Version als auch in ihrer subjektiven<br />

Repräsentanz) als F<strong>und</strong>amentalform der Religion, <strong>und</strong> lassen sich<br />

Konversionen als typische Zugangsformen zu Gemeinschaften nachweisen,<br />

hat man Religionsphänomene vor sich. Zugegeben: damit fängt die Sache<br />

dann erst richtig an. Aber sie fängt mit ausgewiesenen Gründen an, <strong>und</strong> das<br />

ist mehr, als heute in der Forschung gang <strong>und</strong> gäbe ist.<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Peter Berger and Thomas Luckmann: „Sociology of Religion and Sociology of<br />

Knowledge.", Sociology and Social Research 47 (1963), p. 417-427.<br />

2 Vgl. etwa James T. Richardson (Ed.): „Conversion and Commitment in Contemporary<br />

Religion." American Behavioral Scientist 20 (1977), Special Issue No. 6; Max<br />

Heirich: „Change of Heart. A Test of some widely held Theories about Religious<br />

Conversion", Amer. Journ. Sociol. 83 (1977), pp. 653-677; David A. Snow and<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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