07.03.2014 Aufrufe

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

FORMALE RATIONALITÄT ALS KERN DER WEBERSCHEN MODER­<br />

NISIERUNGSTHEORIE<br />

Rainer Döbert<br />

Ziel der folgenden Ausführungen ist es, die Bedeutung des in der Weber-<br />

Forschung weitgehend vernachlässigten Konzepts der formalen Rationalität<br />

für die Architektonik der Weberschen Soziologie herauszuarbeiten. Der Argumentationsgang<br />

gliedert sich in drei Schritte. Im ersten Teil wird der Begriff<br />

der formalen Rationalität bestimmt. Im zweiten Teil wird am Weberschen<br />

Frühwerk demonstriert, daß für sein Denken zunächst der Begriff<br />

der materialen Zweckrationalität ausschlaggebend war. Im dritten Teil<br />

schließlich sollen einige der theoretischen Motive aufgeführt werden, die<br />

dazu führen mußten, daß sich Phänomene formaler Rationalisierung in der<br />

Weberschen Soziologie zunehmend in den Vordergr<strong>und</strong> schoben.<br />

Teil I: Zum Begriff der formalen Rationalität<br />

Will man Weber nicht Red<strong>und</strong>anz der Begriffsbildung unterstellen, so ist der<br />

Begriff der formalen Rationalität so zu bestimmen, daß er nicht mit Zweckrationalität<br />

zusammenfällt. Außerdem ist sicherzustellen, daß die von Weber<br />

mit dem Terminus 'formal rational' belegten Phänomene nicht rein enumerativ<br />

bloß aufgelistet, sondern erzeugt werden können. Diese Desiderate<br />

sind m.E. in der Literatur nicht erfüllt. Es ist hier nicht der Ort, darauf<br />

näher einzugehen. Insgesamt hat die Weber-Literatur zum Konzept der formalen<br />

Rationalität eher wenig zu sagen.<br />

Um das Konzept der formalen Rationalität zu erhellen, wird es sinnvoll<br />

sein, sich zunächst dem Begriffspaar 'formal-material zuzuwenden. Dieses<br />

liegt der Unterscheidung von formaler <strong>und</strong> materialer Rationalität voraus.<br />

Es durchzieht die gesamte Webersche Soziologie <strong>und</strong> ist wohl von Weber<br />

der juristischen Literatur entnommen worden. Es gibt formale <strong>und</strong> materiale<br />

Preistheorie, charismatische Herrschaft ist formal Offenbarung, material<br />

aber immer: „Es steht geschrieben, ich aber sage Euch ..." etc.<br />

Was ist gemeint? Schluchter geht sehr zu Recht von der Wortbedeutung<br />

aus, um die formale <strong>und</strong> materiale Rationalität des Rechtssystems begrifflich<br />

zu fassen. 'Formal' leitet sich von Form ab <strong>und</strong> auf die Form des Denkens<br />

oder Handelns beziehen wir uns mit einer Wie-Frage. 'Material' hat<br />

dann mit dem Inhalt von Denken oder Handeln zu tun <strong>und</strong> auf den Inhalt<br />

beziehen wir uns typischerweise mit einer Was-Frage. 1<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!