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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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nes Wissens wird hierdurch nirgendwo die Substanz des Personalbestands<br />

wirklich ernsthaft bedroht.<br />

2. Die Forschungsstruktur <strong>und</strong> -infrastruktur der deutschen Soziologie ist<br />

zwar, wie mit Recht immer wieder beklagt wird, institutionell ganz unzureichend<br />

konsolidiert. Aber sie existiert, produziert viel Ordentliches <strong>und</strong><br />

gelegentlich sogar einiges Außerordentliche. Und entgegen einer weitverbreiteten<br />

Befürchtung hatten weder die Haushaltskürzungen noch die politische<br />

Tendenzwende der letzten Jahre bisher wirklich lebensbedrohende<br />

Konsequenzen für sie, obwohl der Stellenbestand in der Forschung weitaus<br />

verletzlicher ist als an den Hochschulen.<br />

3. Das soziologische Veröffentlichungswesen funktioniert auf eine Art <strong>und</strong><br />

Weise, die noch vor zehn Jahren kaum vorstellbar gewesen wäre. Trotz gelegentlicher<br />

Klagen über mangelndes Angebot an guten Manuskripten nimmt<br />

der Umfang der für Soziologen wichtigen Zeitschriften, rechnet man die<br />

zum Teil vorzüglichen Sonderbände mit, eher zu als ab. Daß ein sehr angesehener<br />

deutscher Verlag seine farblich fein abgestimmte Taschenbuchreihe<br />

nicht mehr so großzügig wie bisher für soziologische Manuskripte öffnet,<br />

hat bisher in Quantität <strong>und</strong> Qualität der soziologischen Buchproduktion<br />

keine dramatischen Spuren hinterlassen. Auch das eher karge tägliche Brot<br />

soziologischer Forschung läßt sich, wie das Beispiel des Campus Verlags<br />

zeigt, vermarkten. Und neuerdings scheint sogar das Interesse größerer<br />

Verlage an soziologischen Veröffentlichungen wieder zuzunehmen.<br />

4. Die großen politisch-theoretischen Konflikte <strong>und</strong> Kontroversen, die untrennbar<br />

mit der Entwicklung der Soziologie in den letzten 20 Jahren verb<strong>und</strong>en<br />

sind, haben trotz gegenteiliger Befürchtungen, zu denen es viele Anlässe<br />

gab, das Fach nicht auseinanderbrechen lassen. Wenngleich viele der<br />

großen Auseinandersetzungen nicht wirklich ausgetragen, d.h. bis zu dem<br />

Punkt getrieben worden wären, an dem sich die in ihnen angesammelte<br />

Spannung wissenschaftlich produktiv entladen könnte, hat doch die Soziologie<br />

die für die späten 60er <strong>und</strong> frühen 70er Jahre so charakteristischen<br />

Überlagerungen von innerwissenschaftlichen <strong>und</strong> politisch-ideologischen<br />

Frontstellungen alles in allem weitaus besser verarbeitet, als zu erwarten<br />

war. Zwar kann ich mir immer noch nicht vorstellen, daß, sagen wir einmal,<br />

Offe <strong>und</strong> Tenbruck gemeinsam einen Sammelband herausgeben. Aber<br />

wenn essentielle Interessen des Faches auf dem Spiele stünden, wäre ich mir<br />

ganz sicher, daß Habermas <strong>und</strong> Scheuch ohne Berührungsängste zusammen<br />

aufzutreten bereit wären.<br />

5. Endlich hat sich, auch nachdem die Planungseuphorie vergangen <strong>und</strong> die<br />

kritisch-emanzipatorische Stimmungslage in Politik <strong>und</strong> Verwaltung gänzlich<br />

verschw<strong>und</strong>en ist, sozialwissenschaftliches Wissen in den verschiedensten<br />

Formen als wichtiges Instrument <strong>gesellschaftliche</strong>r Praxis erwiesen.<br />

Sicher sind die Zeiten vorbei, in denen man ein fachfremdes Publikum bereits<br />

durch geschickte Handhabung soziologischer Gr<strong>und</strong>begriffe beein-<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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