07.03.2014 Aufrufe

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

These 4:<br />

Der Mechanismus der <strong>gesellschaftliche</strong>n Orientierung erfolgt nicht über die<br />

Durchsetzung konsistenter Rationalitätsmuster oder einer Logik der Handlungsimperative<br />

für Akteure, sondern über „reflexive Strategien", mit denen<br />

die Akteure unterschiedliche <strong>und</strong> z.T. inkonsistente Rationalitätsmuster<br />

ko<strong>mb</strong>inieren.<br />

Wir stellen unseren weiteren Überlegungen wieder eine historische Darstellung<br />

voran.<br />

„Klassische Industrie",<br />

(I. Stufe seit 1760)<br />

Fabrikanten <strong>und</strong> Maschinenerfindung<br />

Forschung <strong>und</strong> Industrie verlaufen weitgehend getrennt voneinander. Es gibt allerdings<br />

einzelne Kontakte zwischen Wissenschaftlern, Erfindern <strong>und</strong> Unternehmern in den wissenschaftlich-technischen<br />

Gesellschaften, z.B. der Lunar Society, der Manchester Literary<br />

and Philosophical Society (das Beispiel der Dampfmaschine: Black-Watt-Boulton).<br />

Die Vermittlung zwischen beiden Bereichen erfolgte wesentlich über die neuen Maschinen,<br />

die von experimentell orientierten Erfindern entwickelt <strong>und</strong> zur technischen Basis<br />

der „großen Industrie" wurden. (Maudsley, Nasmyth) Die Fabrikanten sind nur an der<br />

langfristigen <strong>und</strong> massenökonomischen Verwertung einer einmal getätigten Investition<br />

in die neue Maschinerie interessiert, erfahren jedoch nach einiger Zeit die aus der Erfindungsdynamik<br />

resultierenden Grenzen, wie das schnelle Veralten von Produktionsanlagen<br />

<strong>und</strong> die Verkürzung des Produktzyklus.<br />

„Innovative Industrie", Erfinderunternehmer <strong>und</strong> industrielle Gemeinschaftsforschung<br />

(II. Stufe seit 1860)<br />

Dieses Problem wird in der „innovativen Industrie" zum Bezugspunkt für die Herausbildung<br />

neuer Strategien. Ihr Interesse an fortlaufender Produkt- <strong>und</strong> Verfahrensinnovation<br />

führt zu häufigen, engeren <strong>und</strong> dauerhafteren Kontakten zwischen Forschern<br />

<strong>und</strong> Industrie. Das Drängen der Erfinder zum Patentgeschäft oder zur Firmengründung<br />

trifft sich mit der unternehmerischen Innovationsstrategie. Aus anfänglichen Beraterverträgen<br />

<strong>und</strong> Auftragsforschungen entstehen institutionalisierte Formen der Zusammenarbeit,<br />

wie die Geschäftspartnerschaft, bei der das technologische Wissen in das<br />

Unternehmen hineingeholt wird, oder die industrielle Gemeinschaftsforschung, bei der<br />

Industriebranchen durch Forschungsinstitutionen außerhalb der Unternehmen eine<br />

wissenschaftlich orientierte Lösung ihrer gemeinsamen Probleme dauerhaft organisieren.<br />

„Science-based Industries", Konzerne <strong>und</strong> „Industrieforschung"<br />

(III. Stufe seit 1890)<br />

Vor allem in der elektronischen <strong>und</strong> chemischen Industrie verlagert sich das Interesse<br />

von Einzelerfindungen <strong>und</strong> Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse für bestehende<br />

Produktionsprobleme auf die Monopolisierung von Marktchancen durch Systemerfindungen<br />

<strong>und</strong> Forschungsvorsprünge bei der Suche nach neuen Stoffen <strong>und</strong> Verfahren.<br />

Der Ausbau der kleinen Experimentierlabors zu großen industriellen Forschungsinstitutionen<br />

<strong>und</strong> die Beschäftigung einer großen Anzahl von Wissenschaftlern <strong>und</strong> Ingenieuren<br />

kennzeichnen dieses Stadium der Beziehung. Der Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprozeß<br />

wird ein funktional selbständiger Bestandteil des Großunternehmens;<br />

industriespezifische Gewichtungen <strong>und</strong> Bewertungen gehen in die kognitive Struktur<br />

der Forschung ein, die als eigenständige „Industrieforschung" neben der Hochschul<strong>und</strong><br />

Staatsforschung sich etabliert.<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!