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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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Zur zweiten Frage: Das Postulat einer <strong>gesellschaftliche</strong>n Modernisierungspolitik,<br />

die sich die „neuen Produktionskonzepte" zunutze macht,<br />

baut in der von Kern/Schumann vorgetragenen Argumentation zumindest<br />

auf den drei folgenden Voraussetzungen auf:<br />

(1) daß die „neuen Produktionskonzepte" sich mit großer Breitenwirkung<br />

durchsetzen;<br />

(2) daß die „neuen Produktionskonzepte" in den Kernsektoren der Industrie<br />

eine Professionalisierung der Produktionsarbeit einleiten;<br />

(3) <strong>und</strong> schließlich, daß den Arbeitskräften, die auf der Seite der Rationalisierungsgewinner<br />

stehen, eine neue bargaining power gegenüber dem Management<br />

zuwächst.<br />

Gegen alle drei Voraussetzungen lassen sich einige Bedenken ins Feld führen:<br />

Erstens: Viele von Kern/Schumann selbst vorgetragenen Belege — aber<br />

auch unsere eigenen Bef<strong>und</strong>e — deuten darauf hin, daß veränderte Formen<br />

der Nutzung von Arbeitskraft, die beim Einsatz neuer Technologien durchgesetzt<br />

werden, einen insularen Charakter aufweisen. Dies gilt insbesondere<br />

für den Bereich der Massenfertigung, aber auch im Werkzeugmaschinenbau<br />

sind die zukünftigen Entwicklungslinien — auch nach den Aussagen von<br />

Kern/Schumann — durchaus offen. (Die Chemie-Industrie mag hier in der<br />

Tat einen Sonderfall darstellen.) Neue Produktionskonzepte entstehen<br />

— nicht zufällig — an jenen Schnittstellen des betrieblichen <strong>und</strong> zwischenbetrieblichen<br />

Produktionszusammenhangs, die als die größten Barrieren<br />

zeitökonomischer Rationalisierung wirksam wurden <strong>und</strong> die bei dem Einsatz<br />

neuer Technologien besonders hohe Rationalisierungspotentiale versprechen;<br />

dies führt in der Regel zu neuen Formen der Abspaltung <strong>und</strong><br />

Gliederung von Produktions- <strong>und</strong> Arbeitsprozessen zu neuen Formen differentiellen<br />

Arbeitskräfteeinsatzes. Der insulare Charakter „neuer Produktionskonzepte"<br />

ist nicht das Ergebnis von „Halbherzigkeiten" oder von<br />

Erprobungssperren oder auch von differentiellen Positionsinteressen auf Seiten<br />

des Managements, sondern entspricht der Logik kapitalistischer Rationalisierung:<br />

nämlich die in Arbeitskraft <strong>und</strong> in neuen Technologien angelegten<br />

Ressourcen isoliert <strong>und</strong> partikular zu nutzen, diese aber gleichzeitig<br />

durch Organisierung des Produktionszusammenhangs <strong>und</strong> durch Strukturierung<br />

des betrieblichen Gesamtarbeiters zu integrieren <strong>und</strong> zu optimieren.<br />

Gerade der Einsatz neuer Informations- <strong>und</strong> Steuerungstechnologien begünstigt<br />

die Vernetzung von Produktionsprozessen mit unterschiedlichem<br />

technischem Niveau <strong>und</strong> erleichtert Insellösungen, ohne die Möglichkeiten<br />

betrieblicher Kontrolle über Produktionsprozesse <strong>und</strong> Arbeitskraft einzuschränken.<br />

Zweitens: Ich bestreite durchaus nicht, daß mit dem Einsatz neuer<br />

Technologien auch neue Formen der Nutzung von Arbeitskraft mit einem<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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