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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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Das soziologische Establishment der 40- <strong>und</strong> 50jährigen Professoren<br />

muß ein vorrangiges Interesse daran haben, den Lehrbetrieb so zu organisieren,<br />

daß er möglichst störungsfrei funktioniert. Hiervon hängt nicht nur<br />

ab, wie erträglich ihre persönliche Arbeitssituaton ist; nur wenn es ihnen<br />

gelingt, auch in einer Zeit scharfer Mittelrestriktionen <strong>und</strong> tendenziell noch<br />

weiter wachsender Studentenzahlen mit ihren Vorlesungs- <strong>und</strong> Prüfungsverpflichtungen<br />

einigermaßen gut über die R<strong>und</strong>en zu kommen, haben sie<br />

überhaupt noch eine Chance, forschend <strong>und</strong> publizierend einen ernsthaften<br />

Beitrag zur Wissenschaft zu leisten.<br />

Dem steht nun gegenüber, daß die 30jährigen, wenngleich sie vielerorts<br />

als Assistenten oder wissenschaftliche Mitarbeiter die Hauptlast des<br />

Lehrbetriebs zu tragen haben, ihre beruflichen Chancen nicht mehr in der<br />

Lehre <strong>und</strong> den hierbei erworbenen Qualifikationen, sondern ganz anderswo<br />

suchen müssen. Auch wenn viele der 30jährigen individuell noch darauf<br />

setzen mögen, irgendwann noch eine Lebenszeitstellung an einer Hochschule<br />

zu ergattern, hat sich doch ihr kollektives Interesse, das sich meinem Eindruck<br />

nach zunehmend im Berufsverband zu artikulieren versucht, vorrangig<br />

darauf zu richten, die Verwendbarkeit der Soziologenqualifikation außerhalb<br />

der Universität <strong>und</strong> in möglichst vielen Feldern <strong>gesellschaftliche</strong>r<br />

Praxis nachhaltig zu erhöhen.<br />

Die sich aus diesem Interesse folgerichtig ergebende Forderung nach<br />

einem Studiengang, der für ein breites Spektrum von Aufgaben in der <strong>gesellschaftliche</strong>n<br />

Praxis möglichst berufsfertig qualifiziert, ist, wenn überhaupt,<br />

woran ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt meine Zweifel habe, nur<br />

dann erfüllbar, wenn es zu tiefgreifenden Veränderungen im Lehrbetrieb<br />

der meisten deutschen Hochschulen kommt. Und es ist ganz offenk<strong>und</strong>ig, daß<br />

solche Veränderungen, zu deren Bewältigung jetzt <strong>und</strong> in absehbarer Zeit<br />

kaum zusätzliche Ressourcen verfügbar sein werden, schwerlich mit den Interessen<br />

an einem funktionierenden Lehrbetrieb auf einen Nenner gebracht<br />

werden können.<br />

IV<br />

Es ist evident, daß eine solche Sozialstruktur, wie ich sie eben zu skizzieren<br />

versucht habe, die weitere Entwicklung des Faches mit dem hohen Risiko<br />

schwerer Probleme belastet <strong>und</strong> insoweit seine Fähigkeit stark beeinträchtigen<br />

kann, neue Chancen zu nutzen. Drei solche denkbare Probleme möchte<br />

ich hier wenigstens nennen:<br />

1. Zunächst einmal ist zu befürchten, daß sich aus den stark divergierenden<br />

Interessen der jüngeren <strong>und</strong> älteren Soziologen ein offener intergenerationeller<br />

Konflikt entwickelt, der einen Gutteil der Kräfte <strong>und</strong> Ressourcen absorbiert<br />

oder blockiert, die eigentlich dringend für die weitere Entwicklung<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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