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soziologie und gesellschaftliche entwicklung (35 mb) - ISF München

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isch <strong>und</strong> historisch erfahrbarer Wirklichkeit der Industrie<strong>soziologie</strong> jene<br />

Prognosefähigkeit sichern oder neu beschaffen kann, die sie heute dringender<br />

benötigt denn je. Dieses aber setzt voraus, daß Managementkonzeptionen<br />

auf die eigenen, ihnen innewohnenden <strong>und</strong> durchaus widersprüchlichen<br />

Interessenstrukturen zurückgeführt <strong>und</strong> ihrerseits gegen den Strich gebürstet<br />

werden.<br />

Ich weiß nur zu gut, daß das Postulat — oder vielleicht besser das Desiderat<br />

—, die Industrie<strong>soziologie</strong> könne prognostische Aussagen nur auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage einer ausgebauten Theorie kapitalistischer Rationalisierung entwickeln,<br />

solange Gefahr läuft, „Klinkengeld für offene Türen zu bezahlen",<br />

als konkrete Wege seiner Umsetzung nicht aufgezeigt sind. Aber vielleicht<br />

gibt das andere — scheinbar paradoxe — Postulat zu denken, daß eine<br />

vorausschauende Industrie<strong>soziologie</strong> nur historisch verfahren könne. Dies<br />

bedeutet, daß prognostische Aussagen nur dort gelingen, wo mit Ex-post­<br />

Analysen <strong>und</strong> präzisen Bestandsaufnahmen die Potentiale der Produktivkraft<strong>entwicklung</strong><br />

ausgemacht werden, die betriebliche Strategien nutzen<br />

können, um die jeweiligen historischen Schranken der Kapitalverwertung<br />

<strong>und</strong> -realisierung zu überwinden. An diesen Schranken werden aber gleichzeitig<br />

die Chancen höherer individueller <strong>und</strong> kollektiver Handlungsautonomie<br />

durch die Kontroll- <strong>und</strong> Herrschaftsinteressen der Betriebe begrenzt.<br />

Es ist zweifellos eines der Verdienste des neuen Buches von H. Kern <strong>und</strong><br />

M. Schumann, daß es auch die Skeptiker unter uns zwingt, über Voraussetzungen<br />

<strong>und</strong> Chancen einer Politik der „Neoindustrialisierung" genauer<br />

als bisher nachzudenken. Sinn dieser Anmerkungen war es, auf die leistungspolitischen<br />

Aspekte <strong>und</strong> die Kontrollinteressen der Betriebe aufmerksam<br />

zu machen, die mit dieser Entwicklung verknüpft sind, Implikationen,<br />

die gerade jene sich mit besonderer Schärfe vor Augen halten müssen, die<br />

darin auch Ansatzpunkte einer <strong>gesellschaftliche</strong>n Politik der Modernisierung<br />

erkennen.<br />

Lutz (1984): Soziologie <strong>und</strong> <strong>gesellschaftliche</strong> Entwicklung.<br />

URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-100776

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